Der große Verlierer des "kleinen Super-Dienstags" trat in der Wahlnacht als erster vor die Mikrofone. "Es war nicht Gottes Plan, dass ich Präsident von Amerika werde", sagte Marco Rubio seinen Anhängern, die enttäuscht "No, No" riefen, als er seine Wahlkampagne für beendet erklärte. Der einstmals als "Zukunft der Partei" gehandelte 44 Jahre alte Senator ist aus dem Bewerberrennen um die Nominierung der Republikaner ausgestiegen.
"Einer der hell leuchtenden Sterne in der Partei geht unter", lautet das Fazit des republikanischen Strategen Steve Smith, der meint, Rubio sei im falschen Wahljahr angetreten. Dass er seiner sicheren Niederlage in Florida nicht durch eine vorzeitige Aufgabe aus dem Weg ging, dürfte ihm ein politisches Comeback schwer machen.
Politisch auf eine Karte gesetzt
Der Kandidat hatte alles auf eine Karte gesetzt, als er sich dazu entschloss, nicht für eine Wiederwahl im Senat anzutreten, sondern das wichtigste Amt im Land anzustreben. Eine der wenigen geradlinigen Entscheidungen eines ansonsten sehr wankelmütigen Politikers, dessen Zickzackkurs ihn viele Sympathien kostete.
Sein Verhältnis zum Spitzenreiter der Republikaner, Donald Trump, ist dafür exemplarisch. Erst wagte sich Rubio in den Debatten nicht, den Mund gegen seinen ärgsten Widersacher aufzumachen. Stattdessen stritt er mit dem gleichaltrigen Senator aus Texas, Ted Cruz. Dann versuchte Rubio, Trump mit plumpen Verbalattacken anzugreifen und stellte sich schließlich erfolglos an die Spitze der "Never Trump"-Bewegung.
In der Zwischenzeit büßte der Kandidat erheblich an Glaubwürdigkeit ein. Seine persönliche Geschichte vom Aufstieg als Sohn einer Putzfrau und eines Barkeepers, die aus Kuba in die USA gekommen waren, um ein neues Leben zu suchen, verlor an Zugkraft.
Wechselhaftes Glaubensleben
Ein wenig spiegelt Rubios Wahlkampf auch sein wechselhaftes Glaubensleben wider. Nachdem die kubanischstämmige Familie von Südflorida ins lasterhafte Las Vegas übergesiedelt war, fühlte sich vor allem Mutter Oriala von der Tugendhaftigkeit der Mormonen angezogen. Marco, der nach seiner Geburt katholisch erzogen worden war, ließ sich von der Kirche der Heiligen der Letzten Tage taufen.
Nach dem Rückzug nach Florida, 1985, kehrte die Familie wieder zur katholischen Kirche zurück. Doch 2002 begann der ehrgeizige Jungrepublikaner, mit seiner Frau Jeannette zur evangelisch-fundamentalistischen Megachurch "Christ Fellowship" zu gehen. In Washington besuchte er zuletzt die Gemeinde St. Joseph, die unweit von Senat und Supreme Court liegt und Heimat vieler katholischer Politiker und Richter in der US-Hauptstadt ist.
Nicht minder facettenreich blieb Rubios Haltung zu Papst Franziskus. Während er in gesellschaftlichen Fragen wie Abtreibung und "Homo-Ehe" auf einer Linie mit konservativen Katholiken liegt, tut er sich schwer mit der Forderung nach sozialer Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung oder der Haltung zur Todesstrafe.
Kritik an Franziskus Kuba-Kurs
Rubio kritisierte den Papst öffentlich für dessen Unterstützung der von US-Präsident Barack Obama verfolgten Normalisierung der Beziehungen zu Kuba. "Ich bitte Seine Heiligkeit, sich für Freiheit und Demokratie einzusetzen", sagte der Konservative - und gelobte seinerseits, alles zu tun, um "so viele Änderungen wie möglich rückgängig zu machen". Als Franziskus die Einwanderungspolitik Donald Trumps als "wenig christlich" kritisierte, sprang der Sohn kubanischer Einwanderer dem Papst nicht zur Seite. Stattdessen verteidigte er den Milliardär, der für den Bau einer Mauer an der Südgrenze zu Mexiko und die Ausweisung von elf Millionen illegal Eingewanderten eintritt.
Die Wankelmütigkeit Rubios trug erheblich zu seinem Niedergang bei. Trumps Spitzname "kleiner Marco" blieb haften, weil er wenig Größe bewies. Als der Bewerber nun das Ende seiner Kampagne verkündete, beschrieb er ein Amerika in der Mitte eines "politischen Tsunamis". Die Wurzeln des jungen Kandidaten reichten nicht tief genug, um standzuhalten.