Holocaust wird in vielen Schulen der Welt ungenügend vermittelt

Ausgeblendet und idealisiert

Laut einer Studie wird der systematische Mord an den Juden durch die Nationalsozialisten in vielen Ländern im Schulunterricht völlig unzureichend oder gar nicht dargestellt. Die Forscher fordern mehr Quellen und Zeugenaussagen in den Schulbüchern.

 (DR)

In vielen Staaten wird der Holocaust laut einer Studie in den Schullehrplänen ausgelassen oder unzureichend dargestellt. Zu diesem Befund kommen laut einem Bericht des Magazins "Spiegel" (Montag) Wissenschaftler des Georg-Eckert-Instituts für internationale Schulbuchforschung. Die Untersuchung soll am Montag, dem Gedenktag an die Ermordung der europäischen Juden durch die Nationalsozialisten, in Paris vorgestellt werden.

"Folgen der Nutzung neuerer Technologien"

Wie der "Spiegel" weiter berichtet, werteten die Forscher des Braunschweiger Instituts, das Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft ist, weltweit Lehrpläne und Schulbücher aus. Demnach führt etwa der mexikanische Geschichtslehrplan für 2013 den Judenmord verkürzend unter "Folgen der Nutzung neuerer Technologien im Krieg" und "Missachtung der Menschenrechte". Chinesische und ruandische Schulbücher erwähnten den Holocaust laut Studie nur im Vergleich zu örtlichen Völkermorden.

Forscher: "Realistische Form" der Darstellung

In Ländern des Nahen Ostens werde der Mord an den europäischen Juden "entweder ausgeblendet, nur teilweise erklärt oder mit unscharfen Begriffen gekennzeichnet". Indische Schulbuchautoren, die rechtskonservativen Hindu-Parteien nahe stehen, priesen gar die "kompromisslosen nationalen Ideale" der Nazis.

Die Forscher sprechen sich in der Studie dafür aus, eine "realistische und angemessene Form" der Darstellung zu gewährleisten. Dafür sollten neben die "von Autorentexten dominierten Schulbucherzählungen" vermehrt Quellen, Zitate und Zeugenaussagen treten.


Quelle:
KNA