domradio: Blicken Sie gerne auf die gute, alte Zeit des Kochens zurück?
Lichter: Nicht nur auf die gute, alte Zeit des Kochens. Ich glaube, das macht jeder Mensch: Je länger die Dinge vorbei sind, desto schöner werden sie in der Erinnerung. Und was mir dabei so richtig schön in Erinnerung geblieben ist, dass wenn wir Essen waren, wie lecker das war. Und es gab keine Diskussion, was könnte Dich jetzt mobbelig machen, was wäre jetzt unfassbar gesund. Sondern des ging einfach darum, sich wohlzufühlen. Das waren glückliche Stunden, und deshalb ist der Untertitel meines Buchs "Rezepte zum Glücklichsein."
domradio: Woher kommt Ihre Liebe zum Nostalgischen?
Lichter: Ich bin kein Nostalgiker in dem Sinne, dass ich in der Vergangenheit leben möchte. Ich fühle mich in der heutigen Zeit mehr als ausgesprochen wohl und möchte da auch nicht tauschen. Ich möchte auch nicht in die Zukunft hüpfen. Hier und Jetzt ist schon genial. Aber diese schönen Werte, die es damals gab: die sind mir heute hier und da abhanden gekommen, wo ich denke, man schade. Und ich liebe halt all diese alten Dinge. Das war Handwerkskunst, selbst die Musik wurde noch mit Instrumenten und ohne Computer gemacht, es gab keine Weichmacher im Fernsehen, die die Falten entfernten, sondern der Mensch war der Mensch. Wenn man da gekocht und gegessen hat - das war einfach unglaublich real. Man ist nicht hingegangen und hat gesagt: Hier habe ich die Mikrowelle und mache mal 12.000 Watt drauf und schon ist's fertig. Sondern man hat noch wirklich in der Küche gestanden. Der große Unterschied ist: Ich glaube nicht dass Oma und Mama da täglich gestanden und morgens schon gedacht haben: Toll, jetzt darf ich kochen. Das glaube ich nicht. Das war wohl schon eher ein großes Muss. Aber wenn dann Gäste oder die Familie groß zusammen kamen, dann waren sie begeistert.
domradio: Vermissen Sie nicht auch manchmal den Geschmack von Lebensmitteln aus dem Garten nebenan?
Lichter: Wir hatten selber einen Garten, damit bin ich groß geworden. Klar, dass war auch damals nicht unbedingt die Liebe zum Gärtnern, die meine Eltern dazu gebracht hat, sondern vielmehr die Notwendigkeit und das mangelnde Geld einkaufen zu gehen. Ich bin mir sicher, hätten sie das Geld gehabt, hätten sie ihre Lebensmittel auch im Supermarkt gekauft. Es gibt aber natürlich heute auch so viele Menschen, die alle Hunger haben und lecker essen möchten. Wenn man in einem Treibhaus etwas vernünftig anpflanzt, dann ist das auch sehr lecker. Es wird erst dann gefährlich, wenn die Menschen zu viel Profit machen wollen, wenn das Produkt nicht mehr im Vordergrund steht.
domradio: Warum jetzt dieses Buch?
Lichter: Das hängt mit meinem Leben insgesamt zusammen. Ich habe irgendwann beschlossen: Ich möchte so vielen Menschen in meinem Umfeld wie möglich ein Lachen schenken. Das ist wohl der Grund, dass ich so sein darf, wie ich bin, ob im Fernsehen oder auf der Bühne. Ich möchte die Menschen zum Lachen bringen, auch mit diesem Buch. Man könnte auch fast sagen: Vielleicht ist es sogar ein Egotrip. Denn je mehr Menschen ich zu Lachen bringe, desto besser geht es auch mir.
domradio: Sie hatte auch schwere Zeiten, durch sie gehen mussten. Woher nehmen Sie die Kraft, immer wieder aufzustehen?
Lichter: Zum einen stelle ich mich ständig selber in Frage. Außerdem denke ich mir, man muss mal leiden, das gehört zum Leben dazu, damit man danach neu starten kann. Aber es geht ständig weiter. Und alles um uns herum ist doch ein so großes Wunder und so schön, warum sollte man das nicht genießen.
Hören Sie hier Teil 1 und Teil 2 des domradio-Interviews mit Horst Lichter nach.
Horst Lichters Buch "Alles in Butter: Rezepte zum Glücklichsein" erscheint im Goldmann Verlag und ist ab dem 14. September für 19,95 Euro im Handel erhältlich.
Horst Lichter über den Antrieb seiner Arbeit
"Vielleicht ist es ein Egotrip"
Horst Lichter ist eine rheinische Frohnatur. Scheinbar stets gut gelaunt kocht er sich durch die Küchen der TV-Stationen. Seine erklärte Mission: Die Menschen zum Lachen bringen. Im domradio-Interview spricht er über seinen inneren Antrieb, der ihm auch durch schwierige Zeiten hilft.
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