"House of One" in Berlin erhält Förderung von Bund und Land

Vom Parkplatz zum interreligiösen Gotteshaus

Synagoge, Kirche und Moschee unter einem Dach: Ein Ort des interreligiösen Dialogs soll das "House of One" in Berlin werden - ohne die Individualität der Religionen zu schmälern. Bund und Land fördern das Projekt.

Autor/in:
Anna Mertens
Model des "House of One" in Berlin / © Paul Zinken (dpa)
Model des "House of One" in Berlin / © Paul Zinken ( dpa )

"Was haben ein Rabbi, ein Imam und ein Pfarrer gemeinsam" - 'House of One'. Drei Religionen. Ein Haus". Mit diesem Spruch werben die Träger des geplanten Gotteshauses von Juden, Christen und Muslimen in Berlin für ihr Vorhaben. Mit Erfolg.

Am Freitag überreichte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) ihre Förderzusage von 2,2 Millionen Euro. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hatte zuvor bereits 1,2 Millionen Euro zugesagt. Noch ist der Weg zu den veranschlagten 43 Millionen Euro Baukosten weit - aber auch private Spender aus aller Welt unterstützen das Vorhaben.

"Das 'House of One' ist das richtige Projekt zur richtigen Zeit. Die Vielfalt unseres Landes wird damit im wahrsten Sinne des Wortes in Stein gemeißelt", sagte Hendricks bei der Übergabe der Förderplakette. Zugleich lobte sie das städtebauliche Vorhaben. Endlich erhalte der Petriplatz, ein zentraler Ort der mittelalterlichen Doppelstadt Berlin-Cölln, ein neues Gesicht.

Ehemaliger Parkplatz wird Gotteshaus

Zwischenzeitlich sei der ehemalige Kirchplatz sogar zum Parkplatz umfunktioniert worden, erinnerte Hendricks. "Ich wünsche diesem Projekt allen erdenklichen Erfolg und Gottes Segen."

Bürgermeister Müller lobte das gegenseitige Vertrauen der Religionsgemeinschaften, auch wenn es ab und zu Gegenwind gebe. Berlin sei eine Stadt der Toleranz und Offenheit und wolle es bleiben. Daher gehe es bei dem Projekt nicht um den individuellen Anspruch einer Religion, sondern um die gelebte Vielfalt der Religionen, bekräftigte Müller.

Das "Bet- und Lehrhaus" soll im Stadtzentrum auf den Fundamenten der kriegszerstörten evangelischen Petrikirche errichtet werden. Die DDR-Regierung hatte deren Ruine nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg 1964 beseitigen lassen. Vorgesehen sind getrennte Gebetsräumen für Juden, Christen und Muslime sowie ein gemeinsamer Saal der Begegnung in der Mitte des Baus. Zur Mitarbeit eingeladen sind auch Mitglieder anderer Religionen und Atheisten.

Zusätzlich zu den Fördermitteln über das Bundesprogramm "Nationale Projekte des Städtebaus" sind nach Angaben des Trägervereins bereits rund eine Million Euro über Spenden eingeworben worben. Der Verein will mit der ersten Bauphase beginnen, wenn zehn Millionen Euro zur Verfügung stehen. Die Bauphase ist von 2018 bis 2020 geplant, Grundsteinlegung soll im Frühjahr 2019 sein.

Interreligiöse Projektträger

Träger des Projekts sind die Evangelische Kirchengemeinde Sankt Petri-Sankt Marien, die Jüdische Gemeinde, das Abraham Geiger Kolleg und das muslimische "Forum für Interkulturellen Dialog".

Vorstandsmitglied Roland Stolte erklärte, dass es über die Träger hinaus bereits zahlreiche weitere Interessenten gebe, die sich an dem Projekt beteiligen wollten, darunter das katholische Erzbistum Berlin, die Anglikanische Kirche sowie weitere muslimische und jüdische Glaubensgemeinschaften.

Das Haus solle Brückenbauer werden, "nicht nur zwischen den Religionen, sondern auch innerhalb der Religionen". Daher seien Schiiten wie Sunniten, liberale und orthodoxe Juden, Katholiken, Protestanten und Anglikaner und viele mehr gleichermaßen eingeladen.

Teilen angesagt

Keiner einzelnen Glaubensgemeinschaft gehöre das Haus allein, so Stolte. Die weltweite Resonanz sei überwältigend. "Wir warten nicht auf die Fertigstellung, um mit der Arbeit zu beginnen", bekräftigte Stolte.

Es gebe etwa eine Anfrage aus der Zentralafrikanischen Republik. Dort wollten die geistlichen Führer ein ähnliches Projekt in der Hauptstadt Bangui realisieren. "Vielleicht ist das Berliner 'House of One' irgendwann das Stammhaus mit vielen Töchterhäusern weltweit." Das werde die Zukunft zeigen.

Geplant ist ein Ziegelbau in kubischen Formen mit einem 40 Meter hohen Turm im Zentrum. Dort soll auch der lichtdurchflutete Kuppelsaal entstehen. Das Konzept stammt vom Berliner Büro Kühn Malvezzi. "Wir schaffen einen Raum, um Dialog zu schaffen", sagte Architekt Johannes Kuehn. Das Areal sei einst das historische Zentrum Berlins gewesen, nun solle es wieder zu einem Herzstück der Stadt werden - ohne eine Religion zu bevorzugen, sondern als Sinnbild des Miteinanders.


Quelle:
KNA