Huber: Beunruhigend nah der Zeit vor dem 2. Vatikanischen Konzil

Vatikan-Papier sorgt weiter für Diskussionen

Das Vatikan-Papier zur Einzigartigkeit der Katholischen Kirche sorgt weiter für Diskussionen. Während der vatikanische Ökumene-Minister, Kardinal Walter Kasper, das Dokument verteidigt, kritisieren Vertreter der Evangelische Kirche die katholische Position weiterhin. Enttäuscht und zugleich hoffnungsvoll zeigt sich im domradio-Interview der bayrische Landesbischof, Johannes Friedrich.

 (DR)

Kasper: Kein Grund zur Empörung
Kasper betonte im Vatikan, er sehe keinen Grund zur Empörung. Das Dokument enthalte nichts Neues und wiederhole nur die bisherige Position der katholischen Kirche in knapper Form. Es spreche den evangelischen Kirchen nicht den Kirchen-Status ab, sondern sei eine Einladung zum Dialog. Der Vatikan-Text mache deutlich, dass Katholiken, Lutheraner und Anglikaner "das eine und selbe Wort Kirche nicht völlig in demselben Sinn gebrauchen", so Kasper. Diese Feststellung zum Kirchenbegriff diene letztlich der Klarheit und damit dem Fortschritt des Dialogs.

Huber warf dem Vatikan dagegen vor, mit dem Dokument vorsätzlich ökumenische Belastungen in Kauf genommen zu haben. Der Inhalt liege "beunruhigend nah" bei den vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil verbreiteten Vorstellungen. Die katholische Kirche müsse sich nun fragen lassen, welche ökumenischen Ziele sie verfolge, betonte Huber in Berlin. Die Protestanten würden die in dem Text an eine Kirche gestellten Bedingungen mit Sicherheit nicht erfüllen und etwa den Primat des Papstes anerkennen.

Käßmann: Trauerspiel und Dämpfer
Käßmann äußerte sich trotz des Dokuments positiv zur Ökumene. Nach wie vor gebe es Hoffnungssignale, die man nicht ignorieren solle, sagte sie am Dienstagabend in Osnabrück. Das Papier der Glaubenskongregation sei aber ein "Trauerspiel" und stelle "einen Dämpfer" für alle Katholiken und Protestanten dar, die sich ökumenisch engagierten. Sie könne nicht verstehen, warum die Vatikan-Erklärung zu diesem Zeitpunkt gekommen sei.

Der Bundesvorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU (EAK), Thomas Rachel (CDU), nannte das Dokument "ernüchternd." Abermals werde versucht, den evangelischen Kirchen das vollgültige Kirchesein abzusprechen. Die Beauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Ingrid Fischbach (CDU), betonte, die Differenzen seien wissenschaftlich zu klären. In den Gemeinden gebe es jedoch viele Beispiele eines ökumenischen Miteinanders.

Die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), der 125 orthodoxe, protestantische, anglikanische und altkatholische Kirchen angehören, nannte es enttäuschend, dass der Vatikan das Dokument kurz vor der Dritten Europäischen Ökumenischen Versammlung (EÖV3) veröffentlicht habe. Die unterschiedlichen Ansichten über die Verfasstheit der Kirche seien noch immer Anlass für "Schmerz und Trennung", hieß es in einer in Genf veröffentlichten Erklärung.