"Ohne gerechte Verteilung des wachsenden Volksvermögens, der Arbeit und des Wohnraums und ohne solidarische Absicherung von Krankheit und Pflegebedürftigkeit werden wir scheitern", schreibt Becker in seinem Fastenhirtenbrief, der am Sonntag in den katholischen Gemeinden im Erzbistum verlesen wird.
"Es geht um unser Gemeinwesen!"
Er ermunterte auch dazu, mit den künftigen Generationen sowie mit Mensch und Umwelt in anderen Teilen der Erde zusammenzustehen. "Ohne Solidarität mit unseren Mitmenschen und mit der Natur kein solides Gemeinwesen!" Becker warnte vor Politik- und Staatsverdrossenheit.
Gruppen, die den Geist von Nationalismus und Egoismus neu heraufbeschwören, hätten Zulauf. "Dem müssen wir mit aller Kraft entgegenwirken", forderte er. Nicht die Verdrossenheit führe aus Krisen heraus, "sondern nur die tägliche und oft mühselige Suche nach gerechten Wegen".
Manchmal komme es ihm so vor, als ob sich die Menschen beinahe jeden Tag einander das Leben schwer machten, erklärt der Erzbischof. "Hüten wir uns vor schlimmen Hasstiraden und wüsten Beschimpfungen. Hüten wir uns davor, bewusst oder auch nur gedankenlos übereinander herzuziehen, uns vorzudrängeln oder Andere abzuwerten!"
"Hoffnung darf nicht trügerisch sein"
Der Erzbischof rief zu Barmherzigkeit und Rücksicht auf. "Glaube, Hoffnung und Liebe - das macht unser Leben aus: Solidarität und Mitgefühl für die Anderen und die ganze Schöpfung." Solange es Hoffnung gebe, bleibe das Leben sinnvoll und lebenswert, so der Oberhirte.
Hoffnung dürfe allerdings nicht trügerisch sein. "Dann verblendet sie uns, und wir geben uns Illusionen und Fantasien hin." Hoffnung habe daher auch mit Maßhalten und Bescheidenheit zu tun. "Zur Hoffnung gehört der Respekt voreinander, die Rücksichtnahme - und damit die Solidarität."