DOMRADIO.DE: Zehn goldene Regeln, damit die Liebe lebendig bleibt: Wie können diese Regeln denn helfen, damit eine Beziehung lange hält?
Dr. Wolfgang Krüger (Psychologe, Psychotherapeut und Autor): Wir müssen bestimmte Dinge beachten. Wenn wir im Alltag sind, entstehen doch immer wieder Probleme: Ich bin unzufrieden. Ich bin gereizt. Ich versuche, den Partner zu verändern. Wir brauchen gelegentlich so etwas wie die Sicht eines Bussards; dass ich von oben und von Ferne gucke: Was passiert eigentlich in meiner Partnerschaft?
Dabei muss ich eines wissen: Das Entscheidende in einer Liebesbeziehung ist die Stimmung, die ich habe. Es sind die Wertschätzung und der Respekt, die ich in der Partnerschaft habe. Daran muss ich im Wesentlichen arbeiten. Und wir wissen: Wenn Paare sich häufig loben - wenn man also das Alltägliche beim anderen erkennt und widerspiegelt und dem Partner gelegentlich auch sagt, was Besonders an ihm ist - dann ist die Partnerschaft besonders gut. Und dann verkraften wir auch die kleinen Probleme, die es in jeder Partnerschaft gibt.
DOMRADIO.DE: Wie lassen sich Ihre Regeln denn im Alltag umsetzen, zum Beispiel direkt am Valentinstag?
Krüger: Ich muss mehrere Sachen beachten. Das eine ist, dass wir wissen: Partnerschaften sind dann gut, wenn ich den Schwerpunkt des Lebens trotz aller Liebeserwartungen immer in mir behalte. In dem Augenblick, wo ich vom Partner abhängig bin, wo ich anfange, am Partner rumzupuzzeln, wo ich ständig meckere und Vorschriften mache, wird es schwierig.
Ich muss lernen, meine eigenen Lebensziele zu verwirklichen, ein eigenes Selbstbewusstsein und eigene Freundschaften zu haben. Das ist das eine. Und das zweite, was man heute machen könnte, wäre, dass man mit dem Partner spricht und dass jeder den Partner fragt: Was kann ich tun, damit du glücklich bist? Wenn man das gegenseitig macht, dann entsteht eine Win-win-Situation.
DOMRADIO.DE: Eine wichtige Rolle bei den von Ihnen aufgestellten Regeln spielt ja auch der Humor. Inwiefern trägt der denn zum Erhalt einer Liebesbeziehung bei?
Krüger: Zunächst einmal verlieben wir uns nur in einen Partner, mit dem wir zusammen lachen können. Das gibt so ein Gefühl von Leichtigkeit. Und ich habe auch das Gefühl, der andere hat eine ähnliche Sichtweise des Lebens und ähnliche Werte. Es gibt in jeder Partnerschaft immer Dinge, über die ich mich ärgere. Und ohne Humor kann ich diese Konflikte nicht bewältigen. Humor führt dazu, dass ich Probleme verkleinere.
Wenn zum Beispiel ein Mann mit einer etwas bestimmenden Frau zusammen ist, macht es einen Riesenunterschied, ob er sagt: "Du bist zickig" oder "Du bist meine geliebte Chefin". Der Ton macht da die Musik. Ich brauche Humor als Stoßdämpfer der Liebe, um die Probleme etwas zu verkleinern. Und dann bin ich in der Lage - mit diesem Humor -, besser mit Problemen umzugehen.
DOMRADIO.DE: Etwas, das viele Paare nach langjähriger Beziehung befürchten, ist, für den Partner uninteressant zu werden oder, dass die Beziehung einschläft. Wie lässt sich das denn vermeiden?
Krüger: In einer Partnerschaft habe ich zunächst einmal immer einen sogenannten Nähe-Distanz-Konflikt. Ich habe natürlich den Alltag. Und je mehr ich den anderen kenne - je mehr ich das Gefühl habe: Ich habe diesen Partner - umso mehr gehen Liebesgefühle zurück.
Ich habe sehr viele Frauen gefragt. Wann liebt ihr euren Mann am meisten? Und die Frauen haben geantwortet: Ich liebe meinen Mann am meisten, wenn er nicht da ist. Wir kriegen immer nur Sehnsucht, wenn sich der Partner auch mal etwas entfernt. Und deshalb ist das Wichtigste für eine Liebesbeziehung, die lebendig bleibt, dass jeder sein Eigenleben hat. Mindestens einen oder zwei Tage in der Woche sollte jeder von uns etwas alleine machen, wo man mit leuchtenden Augen nach Hause kommt, etwas erlebt hat und dem Partner davon erzählt. Wo dann der Partner das Gefühl bekommt: So kenne ich meinen Partner noch gar nicht - auch nach zehn Jahren. Das hält die Liebe lebendig.
DOMRADIO.DE: Am Valentinstag gibt es ja sicher auch einige Menschen, die ihren Liebsten eine Kleinigkeit schenken. Andere legen darauf gar keinen Wert. Sind Geschenke denn eigentlich wichtig?
Krüger: Geschenke sind wichtig, wenn sie nicht nur am Valentinstag geschenkt werden. Da hat man ja das Gefühl, dass ist ein Ritual. Und viele Frauen sind etwas empfindlich, wenn sie nur am Valentinstag Blumen bekommen. Aber was wir machen können, ist, dass wir wirklich lernen, dem Partner wieder einmal Liebesbriefe zu schreiben - und zwar Liebesbriefe, die nicht kitschig sind, sondern in denen wir uns Mühe geben und uns überlegen: Was sind die entscheidenden Eigenschaften des Partners?
Meistens ist es eine Kombination, dass ich etwa dem Partner schreiben müsste: Hör zu, du bist im Leben manchmal auf eine Weise lustig. Das kenne ich bei anderen nicht. Und gleichzeitig bist du ernsthaft. Und ich weiß genau: Auf dich kann ich mich wirklich verlassen, auch wenn es schwierig wird. Dass wir also dem Partner widerspiegeln: Was ist in der Partnerschaft am Anderen besonders - auch wenn es manchmal schwierig ist. Ich verspreche Ihnen, wenn man diese Briefe schreibt, wird der Partner unheimlich berührt davon sein, endlich einmal so gesehen zu werden.
Das Interview führte Julia Reck.