In der ägyptischen Provinz Al-Minja südlich von Kairo haben Unbekannte einen Bus mit koptischen Pilgern beschossen und dabei mehrere Menschen getötet. Die Polizei sprach am Freitag offiziell von sieben Toten und sieben Verletzten. Ein Sprecher der koptischen Kirche gab die Zahl der Verletzten mit 19 Pilger an, von denen fünf schwere Verletzungen erlitten hätten.
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Tat am Freitagabend für sich. Die Angreifer seien Anhänger des IS, berichtete deren Sprachrohr "Amak".
Aus dem Innenministerium in Kairo hieß es, eine Gruppe Terroristen habe den Bus auf seinem Weg zu dem Kloster des Heiligen Samuel in Al-Minja angehalten und das Feuer auf die Pilger eröffnet. Die Provinz Al-Minja liegt rund 250 Kilometer südlich der Hauptstadt Kairo am Nil. Videos des Nachrichtensenders Al-Arabiya zeigten die zerschossenen Fenster des Kleinbusses und mehrere mutmaßliche Opfer, die sich noch auf ihren Sitzen befanden.
Koptische Christen trauern
Koptische Christen in Ägypten haben zur Rache für einen Terroranschlag auf einen Bus mit Pilgern aufgerufen. Die Beerdigung der Toten in der oberägyptischen Stadt Al-Minya am Samstag sei in einen Protest der versammelten Menschenmenge umgeschlagen, berichtete die Zeitung "Al-Ahram". Die Trauernden trugen laut Bericht ein großes Holzkreuz. In Sprechchören riefen sie unter anderem "Wir werden sie rächen oder sterben wie sie". Ferner riefen sie die ägyptische Regierung zum Handeln auf.
Der Bischof von Minya, Macarius, versuchte, die Menge zu beruhigen. Keiner werde die Ungerechtigkeit, die Einschüchterung und das Blutvergießen hinnehmen, so Macarius. Laut Zeitung hält die Suche nach den bewaffneten Tätern an.
Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi hatte den Anschlag verurteilt und den Familien der Opern sein Beileid ausgesprochen. Ferner bekräftigte er, den Kampf gegen den Terrorismus entschlossen fortzusetzen.
Im letzten Jahr gab es einen Anschlag in der gleichen Gegend
Bereits vor eineinhalb Jahren hatten Attentäter in der gleichen Gegend einen Bus mit koptischen Pilgern angegriffen. Damals starben 29 Menschen, 22 wurden verletzt. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Tat im Mai 2017 ebenfalls für sich. Das ägyptische Militär griff daraufhin Ziele in Libyen an.
Der Anschlag ereignete sich einen Tag vor der Eröffnung eines internationalen Jugendforums auf der Sinai-Halbinsel im Norden Ägyptens. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi verurteilte die Tat und kündigte die weitere Bekämpfung des Terrorismus in dem nordafrikanischen Land an.
Eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini äußerte sich bestürzt angesichts des neuerlichen Zwischenfalls. Der Angriff sei eine starke Erinnerung an die Sicherheitsherausforderungen in Ägypten.
Seit dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi ist die Sicherheitslage in Ägypten fragil. Immer wieder kommt es zu Anschlägen. Häufig sind Sicherheitskräfte oder Kopten das Ziel. Nach Schätzungen sind rund zehn Prozent der etwa 100 Millionen Ägypter Christen.