Hunger nimmt weltweit wieder deutlich zu - Südliches Afrika Schlusslicht

Wo Milliarden wirklich gebräucht würden

Der Hunger in der Welt nimmt erstmals wieder deutlich zu. Die Zahl der Hungernden stieg im vergangenen Jahr von 848 auf 923 Millionen Menschen. In 33 Ländern herrscht eine "sehr ernste" bis "gravierende" Hungersituation. Das ist das erschütternde Fazit des neuen Welthunger-Index.

 (DR)

Der Welthunger-Index wurde in diesem Jahr zum dritten Mal erhoben und vergleicht die Hungersituation in 88 Entwicklungs- und Schwellenländern. Für Irak, Somalia und Afghanistan liegen allerdings keine Daten vor. Der Index setzt sich aus dem Anteil mangelernährter Kinder unter fünf Jahren, der Sterblichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren und dem Anteil der Unterernährten an der Gesamtbevölkerung eines Landes zusammen.

Vorgestellt wurden die neuen Daten von der Deutschen Welthungerhilfe gemeinsam mit dem Washingtoner Forschungsinstitut für Ernährungspolitik (IFPRI) am Dienstag in Berlin. Die Demokratische Republik Kongo, Eritrea, Burundi, Niger und Sierra Leone schneiden am schlechtesten bei dem Ranking ab. Nach Weltregionen gruppiert bildet Afrika südlich der Sahara das Schlusslicht.

Warten auf längst versprochene Gelder
Die Vorstandsvorsitzende der Welthungerhilfe, Ingeborg Schäuble, forderte die Europäische Kommission auf, endlich die nicht abgerufene eine Milliarde Euro, die ursprünglich als EU-Agrarsubvention vorgesehen war, für Entwicklungshilfe freizugeben. Am Donnerstag, dem Welternährungstag, wird darüber in Brüssel entschieden. Schäuble kritisierte, dass der Bund ein 470 Milliarden schweres Rettungspaket für die Banken geschnürt, für Entwicklungshilfe im vergangenen Jahr aber nur 12 Milliarden veranschlagt habe. Das Umdenken über die Rolle der internationalen Gemeinschaft im Zuge der Finanzkrise müsse ähnlich nun auch mit Blick auf die Hungerkrise geschehen.

Dramatische Trendwende
IFPRI-Direktor Joachim von Braun sprach von einer «dramatischen Trendwende». Während in den vergangenen Jahren die Zahl der Hungernden kontinuierlich um ein Prozent pro Jahr zurückgegangen sei, sei sie 2007 erstmals wieder um 75 Millionen angestiegen. Für 2008 erwartet von Braun aufgrund von Nahrungsmittel- und Finanzkrise einen weiteren Anstieg um 75 Millionen Hungernde. Das Millenniumsziel, die Zahl der Hungernden bis 2015 zu halbieren, sei nur realisierbar, wenn jährlich zusätzlich 14 Milliarden Dollar in die Entwicklungshilfe flössen.