Hungerkrise in Somalia trotz Luftbrücke angespannt

Warten auf den Regen

Zwei Monate nach der Errichtung einer Luftbrücke zwischen Kenia und Somalia durch das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen fordert die Hungerkrise am Horn von Afrika nach wie vor zahlreiche Opfer. Caritas International bittet daher weiter um Spenden.

 (DR)

"In Somalia haben wir mit Abstand die dramatischste Krise unter allen Ländern am Horn von Afrika. Die Situation in Mogadischu hat sich seitdem auf keinen Fall entspannt, im Gegenteil", sagte der Vorstandsvorsitzende der deutschen Sektion von "Ärzte ohne Grenzen", Tankred Stöbe.



Der 42-Jährige kehrte unlängst von einem einmonatigen Hilfseinsatz aus Somalia zurück. In Mogadischu hatte er mit seinem Team eine Klinik für stark unterernährte Kleinkinder mit Komplikationen eröffnet. "In den ersten vier Wochen haben wir allein in unserer Klinik über 1.000 Kinder ambulant und mehr als 220 stationär ernährt. Diese Kinder waren massiv mangelernährt und hatten Komplikationen wie zum Beispiel Lungenentzündung, Durchfallerkrankungen und Masern. Mehr als 10.000 Kleinkinder haben wir gegen Masern geimpft", berichtete Stöbe.



Extrem alarmierend

"Zehn bis zwanzig Prozent der Kleinkinder in Mogadischu leiden unter schwerer Mangelernährung, das ist extrem alarmierend", sagte Stöbe. Das Durchschnittsalter auf der Intensivstation des neuen Krankenhauses liege bei elf Monaten. "Auch das ist ein Indikator, der uns besorgt. Denn eigentlich sollten Kinder in diesem Alter durch das Stillen der Mütter vor Mangelernährung geschützt sein."



Derzeit hofften die Menschen in Somalia auf Regen im Oktober. Doch ob dieser komme, wisse niemand. "Die Menschen haben wenig Vertrauen, dass es im Land besser wird. Denn wir haben es nicht nur mit einer Hungerkrise zu tun, sondern es ist vor allem der 20-jährige Bürgerkrieg, der Somalia belastet. Solange der politische Konflikt nicht überwunden wird, ist das Elend in Somalia auch nicht abzuwenden. Da ist auch die internationale Politik gefordert."



Nur wenn die Niederschläge ausreichen, werden ab Februar die ersten Ernten eingefahren werden, so ein Sprecher von Caritas International. Bis dahin werde das Hilfswerk der deutschen Caritas in Somalia, Kenia und Äthiopien weiterhin große Mengen Trinkwasser, Wasserentkeimungstabletten und Lebensmittel verteilen. Dank der Spenden sei Caritas international glücklicherweise in der Lage, diese Projekte aufzustocken und noch mehr Menschen zu helfen. Im Fokus der Nothilfe stehen die Schwächsten in der Bevölkerung: Kinder, Schwangere, alte Menschen und Frauen mit Kleinkindern. In Somalia gehört Caritas international zu den wenigen Hilfsorganisationen, die in der Lage sind sowohl in den von der Regierung kontrollierten Gebieten als auch in Milizengebieten helfen zu können.



Die Deutsche Bischofskonferenz hat mit Blick auf die Hungersnot in Afrika einen "Benedikt Ostafrikafonds" ins Leben gerufen. Die katholische Kirche kümmere sich auch dann um hungernde und leidende Menschen in den Krisengebieten dieser Welt, wenn diese nicht mehr jeden Abend in den Fernseh-Nachrichten präsent sind, sagte Erzbischof Dr. Robert Zollitsch. Vor allem längerfristige, nachhaltige Hilfe stehe für sie im Vordergrund.



Der Ostafrikafonds soll zu nachhaltiger Hilfe führen und einen Teil zur Friedensförderung am Horn von Afrika beitragen. Die wichtigste Aufgabe ist dabei, das Überleben der Menschen in den von Nahrungsmittelknappheit betroffenen Gebieten zu sichern.