Der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Kardinal Daniel DiNardo von Galveston-Houston, kündigte an, eng mit den einzelnen Diözesen zusammenzuarbeiten. "In einer Zeit wie dieser, in der unsere Ausdauer auf die Probe gestellt wird, bitten wir Gott, uns Kraftreserven und Mitgefühl für jene zu geben, die so schwer leiden", erklärte er.
Die Nation müsse so kurz nach den sintflutartigen Überschwemmungen in Texas nun auch die Herausforderung des Orkans "Irma" meistern, so der Kardinal, dessen Diözese selbst im August schwer vom Hurrikan "Harvey" verwüstet wurde.
Straßen wurden zu reißenden Flüssen
Der Hurrikan "Irma" hatte den US-Bundesstaat Florida am Sonntag erreicht und große Schäden ausgelöst - das Ausmaß ist noch unklar. Der Sturm brachte an beiden Küsten des Halbinsel-Staats Überflutungen. Mehr als 3,4 Millionen Haushalte waren in der Nacht zum Montag ohne Strom. Wassermassen wälzten sich durch die Straßen der Altstadt von Miami an Floridas Ostküste.
Nach Angaben der Zeitung "Miami Herald" stand das Wasser in den Straßen bereits am Sonntagabend (Ortszeit) rund einen Meter hoch. Auch das Bankenviertel Brickell war betroffen. Auf zahlreichen Bildern und Videos war zu sehen, dass heftige Stürme das Wasser in die Stadt drückten und große Straßen zu reißenden Flüssen machten.
US-Präsident will nach Florida reisen
Auch an der Golfküste stieg der Spiegel des Ozeans vor Naples innerhalb von nur 90 Minuten um mehr als zwei Meter an. US-Präsident Donald Trump kündigte an, möglichst bald nach Florida zu reisen, um sich ein Bild von den Schäden zu machen. Mehr als 12.000 Flüge von und nach Florida wurden abgesagt.
An der Grenze zum Auge des Wirbelsturms werden Windgeschwindigkeiten von bis zu 155 Stundenkilometern gemessen, teilte das US-Hurrikanzentrum mit. Das Auge bewegt sich in langsamem Tempo nordwärts und wird voraussichtlich zwischen den beiden Großstädten Tampa und Orlando hindurchziehen, wie der Sender ABC berichtete.
Drei Tote bei Verkehrsunfällen
Im Laufe des Sonntags entwickelten sich an der Ostküste Floridas allein binnen einer Stunde sechs Tornados, wie der nationale Wetterdienst berichtete. Mit weiteren Wirbelstürmen müsse gerechnet werden. In Miami brachen mindestens zwei große Baukräne im Sturm zusammen, meldete der "Miami Herald". Wie der Sender ABC berichtete, starben drei Menschen bei vom Wetter mitverursachten Verkehrsunfällen. Fotos von der Golfküste zeigten Autos, die sich überschlagen hatten.
Am Sonntagnachmittag (Ortszeit) wurde Irma zwar von der zweithöchsten Kategorie 4 zunächst auf Kategorie 3 und dann auf Kategorie 2 herabgestuft, an Gefährlichkeit büßte der Sturm aber nichts ein. "Irma" ist breiter als die Halbinsel Florida. Damit drückte der Sturm das Wasser an der Westseite zunächst von der Golfküste weg. Bilder zeigten leere Hafenbecken; andernorts hatte sich das Wasser meterweit von der Strandpromenade entfernt. Die Meteorologen warnten aber, dass das Wasser in einer Art gewaltigen Schaukelbewegung zurück an die Westküste kommen würde. Von Fort Myers bis hoch nach Tampa bereiteten sich die dort verbliebenen Menschen auf das Schlimmste und bis zu 4,5 Meter hohe Sturmfluten vor.
Massenevakuierungen - mehr als 100.000 Menschen in Notunterkünften
In Florida waren zuvor mehr als 6,5 Millionen Menschen aufgefordert worden, ihre Häuser zu verlassen und sich vor dem Sturm in Sicherheit zu bringen. Das entspricht rund 30 Prozent der Bevölkerung des Bundesstaates - es war eine der größten Evakuierungsaktionen in der Geschichte der USA. Weit über 100.000 Menschen harrten in Notunterkünften aus.
Auch in benachbarten Bundesstaaten Floridas wurde der Notstand ausgerufen. Für einige Gebiete im Süden von Georgia galten Hurrikanwarnungen. In Alabama mobilisierte Gouverneur Kay Ivey vorsorglich die Nationalgarde. Auch mehr als 600 Kilometer vom Auge des Sturms entfernt sorgt "Irma" noch für tropensturmartige Winde, hieß es vom Hurrikan-Warnzentrum.
"Irma" hält die Region bereits seit Tagen in Atem. Bei seinem Zug durch die Karibik hatte der Sturm nach inoffiziellen Schätzungen mehr als 20 Menschen das Leben gekostet, einige Gebiete gelten als unbewohnbar. Schwere Schäden gab es unter anderem auf den Inseln Barbuda, Saint-Martin, Saint-Bartélémy sowie den Jungferninseln.