Kinder lieben Überraschungen. Daher ist es ein spannender Moment, als Schulseelsorger Burkhard Hofer selbst plötzlich eine große Schultüte im Arm hält und seine kleinen Zuhörer darauf aufmerksam macht, dass in seiner Tüte sehr viel mehr als nur die sonst üblichen Süßigkeiten stecken. "Viele wichtige Dinge", betont er, "die Euch in Eurer ganzen Schulzeit begleiten werden." Er will ihre Neugierde wecken. Und so verfolgen die Erstklässler gespannt aus den hohen Bankreihen heraus, in denen sie eher noch ein wenig verloren wirken, wie er dann das Geheimnis nach und nach lüftet. Immer wieder greift er in die prall gefüllte Tüte hinein und lässt sich von Kindern aus dem zweiten Schuljahr dabei helfen, einzelne Gegenstände gut sichtbar in die Höhe zu halten. Dabei erklärt er anschaulich, was genau denn da zu sehen ist und was sich jeweils an tieferer Bedeutung dahinter verbirgt.
Natürlich gehören ein Mäppchen mit Buntstiften dazu und auch ein Buch. Beides soll ausdrücken, dass Schreiben, Rechnen und Lesen auf dem Stundenplan ganz oben stehen. Aber auch Freundschaftsbändchen sind mit dabei, die die vielen Freunde symbolisieren, die man in der Schule finden kann, und ein Ball, weil ohne Spaß und Spiel eben auch nichts geht. Das Taschentuch schließlich steht für Trost, "wenn wir traurig sind", wie Hofer erklärt. Und das Liederbuch in einer Schule, in der Singen im Chor groß geschrieben wird, für die Freude an Musik in Gemeinschaft und auch für das Gotteslob, das in der Domsingschule so etwas wie die Überschrift zu allem ist.
Kreuz und Bibel erinnern an die Nähe Gottes
Zuletzt halten zwei Kinder dann auch noch ein Kreuz und eine Bibel in der Hand. Dazu erklärt der Seelsorger, dass in der Domsingschule ganz viele solcher Kreuze hängen. "Denn das Kreuz ist das Erkennungszeichen der Christen." Und in der Bibel schließlich stünden die Geschichten von Gott und Jesus. "Sie helfen uns im Gottesdienst, aber auch im Religionsunterricht, darüber nachdenken, was Gott uns mit ihnen sagen will." Außerdem erinnerten Kreuz und Bibel jederzeit daran, "dass Gott als guter Freund an eurer Seite ist. Er ist uns nahe. Er ist bei uns. Wir können ihn nicht sehen, aber spüren. Er hält die Hände über uns."
Überhaupt ist das die Kernbotschaft, die Hofer den Sechsjährigen und ihren Eltern an diesem Tag vermitteln will: Niemand ist allein, der sich vertrauensvoll in die Hände Gottes gibt. Das unterstreicht der Seelsorger mit einer kurzen Lesung aus dem Buch Jesaja. "Gott sagt: Fürchte dich nicht, ich stehe dir bei! Hab keine Angst, ich bin dein Gott! Ich mache dich stark, ich helfe dir, ich schütze dich durch meine Hand!"
Ein herzliches Willkommen von allen Schülern
Festlich geht es an diesem Vormittag im Kölner Dom zu – wie in jedem Jahr, wenn die Einschulung in die Kölner Domsingschule gefeiert wird. Dann sind alle Lehrer mit dabei und auch die Schüler aller anderen Klassen, die sich schon früh morgens zu Fuß auf den Weg zum Dom gemacht haben. Denn ihr herzliches Willkommen, das die Flöten-AG und auch die Kinder der vierten Schuljahre musikalisch zum Ausdruck bringen, soll dazu beitragen, dass sich die großteils noch sehr verschüchtert wirkenden kleinen Besucher in ihrer zukünftigen Wirkungsstätte als baldiger Nachwuchs der Chöre am Dom möglichst schnell wohl fühlen und sie die oft erste Kontaktaufnahme mit dem gewaltigen Gotteshaus so unbeschwert wie möglich erleben.
Emotional wird es noch einmal, als Hofer die Erstklässler einlädt, nach vorne in den Altarraum zu kommen und sich einzeln von ihm segnen zu lassen. Zuvor hat er auch dieses Ritual erklärt: dass ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet Kraft gibt, da auch hierin der Zuspruch Gottes, jeden zu beschützen, zum Ausdruck kommt. Und er segnet die Kerzen, die die Klassenlehrerinnen Brigitte Farber und Violetta Petermann – für besondere Anlässe demnächst innerhalb der Klassengemeinschaft – in Empfang nehmen
Nach den Fürbitten und dem Vaterunser, bei dem viele Kinder die Bewegungen mitvollziehen, die sie bereits im Kindergarten gelernt haben, gibt es zum Schluss noch einmal ein Lied, bei dem auch die Jüngsten nochmals ganz andächtig werden und gebannt ihren älteren Mitschülern lauschen: Es ist das Kommunionlied der Erstkommunionkinder aus diesem Jahr und bringt mit nur einer einzigen Textzeile auf den Punkt, was Schulseelsorger Hofer in vielen Bildern an diesem Vormittag immer wieder veranschaulichen wollte: "Ich bin da, wo du bist…!"