Vor acht Jahren kam Rami Lazkani aus Aleppo. Sein Weg führte nicht sofort nach Deutschland. Der Mathematiklehrer kam erst für zwei Jahre in der Türkei unter, wo er an einer syrischen Schule weiterarbeiten konnte. Als sich dann die Bedingungen in der Türkei verschlechterten, entschlossen sich Rami und einige seiner Kollegen, nach Europa zu flüchten.
"Eine sehr gefährliche Erfahrung", erinnert er sich. "Wir waren ungefähr 65 Personen auf einem Boot, das eigentlich für 25 Personen gedacht war. Wir waren mitten auf dem Meer und ich hatte Angst."
Über verschiedene Stationen landete Rami in Deutschland. Das sei sein Wunschziel gewesen, sagt er. Ein Rat von Freunden, die schon Jahre vorher in die Bundesrepublik gekommen waren.
"Die Kinder geben mir Hoffnung"
Hier lernt er die deutsche Sprache und arbeitete zunächst als Briefträger und in einem Altenheim. Bis er schließlich auf das Stellenangebot der katholischen Düsseldorfer Kindertagesstätte Sankt Theresia aufmerksam wird, die sogenannte "Alltagshelfer" sucht. Seine Bewerbung ist erfolgreich. Zunächst befristet ist seine Aufgabe, die Kinder zu betreuen, sie zum Turnen zu begleiten oder mit ihnen die Räume aufzuräumen.
Der Job macht ihm mehr Spaß als anfangs gedacht. "Die Kinder geben mir Hoffnung", sagt Rami. "Sie spielen stundenlang, ohne müde zu sein und erzählen viel, zum Beispiel von ihren Familien."
Nicht fremd in der christlichen Kita
Und nicht nur Rami gefällt die Arbeit mit den Kindern. Auch die Leitung ist zufrieden mit ihm und will ihn als Arbeitskraft halten – auch, als "Alltagshelfer" in der Kita nicht mehr gebraucht werden. "Die Chefin hat mir gesagt, dass ich eine Chance habe", sagt Rami. Ab August wird er nun – nach einer Schulung - als Erzieher in der katholischen Kita weiterarbeiten. Eltern und Kinder akzeptieren ihn. "Auch viele von ihnen kommen aus unterschiedlichen Ländern", berichtet er. "Manchmal kann ich auch als Übersetzer helfen."
Berührungsängste hat er nicht. "Ich komme aus einer christlichen Familie, habe vorher viel in der Kirche in Syrien gearbeitet – mit Kindern und auch in einem Altenheim“, erzählt der junge Mann. Er fühle sich nicht fremd in einer christlichen Kita sondern vielmehr ganz zu Hause.
Sein Rezept für eine gelungene Integration? "Nicht nur die deutsche Sprache zu erlernen, ist wichtig", betont er. Wichtig sei auch, zu schauen: Was machen die Menschen hier, wie verbringen sie ihre Freizeit? "Sie gehen in die Kneipe und trinken ein Bier zusammen, gehen spazieren, wandern, reisen", sagt Rami. Sein Rezept ist aufgegangen. Er ist voll und ganz in Düsseldorf angekommen. "Aleppo ist mein Geburtsort", sagt er, "aber Düsseldorf ist mein Seelenort."
Anne Cuber