DOMRADIO.DE: Papst Franziskus kommt am Donnerstag zu Ihnen nach Zypern. Wie sehen denn die Vorbereitungen aus? Ist die Insel aufgeregt?
Prof. Manfred Lange (Vorstandsmitglied der Caritas Zypern und Vorstand der evangelischen Gemeinde Zypern): Na ja, die Insel vielleicht nicht, aber die Beteiligten natürlich schon. Das ist auch nicht anders zu erwarten. Aber ich denke, wir sind alle gespannt darauf und freuen uns sehr auf den Besuch.
DOMRADIO.DE: Nur vier katholische Gemeinden gibt es bei Ihnen auf der Insel. Welche Rolle spielt denn die katholische Kirche und wie sieht das ökumenische Miteinander aus?
Lange: Die katholische Kirche ist ganz klar in der Minderheit, und zwar einer ganz deutlichen Minderheit. Die überwiegende Mehrzahl der Menschen im Süden der Insel, also in der Republik Zypern, wie es offiziell heißt, sind griechisch-orthodoxer Glaubensrichtung. Es gibt ein, denke ich mal, verständnisvolles ökumenisches Miteinander mit unseren Glaubensbrüdern in der Orthodoxie. Die Zusammenarbeit etwa in der Flüchtlings- oder Migrantenbetreuung läuft sehr kooperativ, ohne dass es jetzt ganz direkte Anknüpfungs- oder Kooperationspunkte gibt. Aber dennoch, wir ergänzen uns da, denke ich. Und wie gesagt, die Stimmung zwischen Katholiken und Orthodoxen ist, denke ich mal, entspannt und wohlwollend.
DOMRADIO.DE: Ein wichtiges Thema für die Papstreise ist die Frage der Geflüchteten und Migranten. Ist denn da Zypern so ein Hotspot? In den Schlagzeilen liest man ja meist von anderen Inseln und Regionen.
Lange: Ja, das ist ein Missverständnis, das wir in den letzten Jahren beobachten. In den letzten Jahren hat sich die Situation tatsächlich zugespitzt. Ich glaube, das hängt damit zusammen, dass die Politik der Europäischen Union und anderer Staaten sich verschärft hat. Und damit ist Zypern eigentlich zu einem neuen Anlaufpunkt geworden, Zypern als Mitglied der Europäischen Union. Wenn man dort erst einmal angekommen ist, ist man in der Europäischen Union.
Tatsache ist, dass die absoluten Zahlen, etwa im Vergleich zu Deutschland, zwar verschwindend gering sind, aber in Relation zu der Bevölkerung Zyperns – wir sprechen von etwa 900.000 bis einer Millionen – sind die Zahlen deutlich höher als etwa in Deutschland. Und damit ist Zypern tatsächlich zu einem Brennpunkt der Migrationsbewegung geworden, aus Nordafrika und dem Nahen Osten.
DOMRADIO.DE: Was wünschen Sie sich vom Papst? Was erhoffen Sie sich, dass er sagt?
Lange: Ich würde mir sehr wünschen, dass er für Verständnis wirbt, für die Migranten und für die Asylsuchenden. Denn die Stellung dieser geflüchteten Menschen hier in Zypern ist – wenn ich sage distanziert ist es wahrscheinlich zu zu sanft ausgedrückt. Es ist eher eine Ignoranz bis hin zur Ablehnung. Und ich würde mir erhoffen, dass der Papst wie schon an anderen Orten für Verständnis und Empathie für diese Menschen wirbt und dann auch Gehör findet.
DOMRADIO.DE: Wie sieht es denn eigentlich mit bei Ihnen mit der Corona-Lage aus? In Deutschland explodieren ja die Zahlen. Spielt das auch eine Rolle für den Besuch vom Papst auf Zypern?
Lange: Natürlich haben wir auch mit Corona zu tun. Nicht in ganz so großem Umfang wie in Deutschland zurzeit, aber dennoch. Natürlich werden bei seinem Besuch alle Regeln der Corona-Vorsicht angewendet. Also etwa bei der großen Messe hier in einem der großen Fußballstadien. Da wird es sicher 3G geben. Das heißt, geimpft, genesen oder mit Schnelltest. Also da sind die Veranstalter, denke ich mal, schon sehr sensibel und werden sehr darauf achten, dass es zu keinen Ansteckungen kommt. Und wir hoffen natürlich alle sehr, dass das auch wirklich dann so passiert.
Das Interview führte Katharina Geiger.