Im Buch der Bücher findet sich manches Humorvolle

Spott in der Bibel

Ob schlechter oder guter Witz - auch im Buch der Bücher findet sich viel Humorvolles. Dabei begegnen dem Leser dort weniger Schenkelklopfer, wie der Freisinger Theologe Friedrich Bernack in einer Publikation des Katholischen Bibelwerks herausarbeitet. Vielmehr handelt es sich meist um versteckten Humor, der erst bei genauem Lesen offenbar wird.

Autor/in:
Andreas Otto
 (DR)

So findet sich im alttestamentlichen Weisheitsbuch der Sprüche folgender spöttischer Satz über Frauen: "Wie ein Loch im Dach, durch das es bei Regen ständig tropft, so ist eine keifende Frau." Für den Umgang mit dem Saufkumpanen gibt es den "weisen" Rat: "Spotte nicht über ihn, wenn er in Stimmung ist! Beschimpf ihn nicht - und komm ihm vor allem nicht mit den Schulden, die er dir zurückzahlen soll." Auch der Sozialschmarotzer kriegt sein Fett weg: "Die Tür dreht sich in ihrer Angel - und der Faule in seinem Bett."

Neben Sprichwörtern, Wortspielen, Witzen und satirischen Geschichten in der sogenannten Weisheitsliteratur entdeckt Bernack Ironie und Wortwitz vor allem bei den Propheten und bei Jesus.

Ihn bezeichnet der Theologe zwar nicht als "witzigen", aber doch als "gewitzten" Menschen. Schlagfertigkeit zeigt Jesus gerade im Umgang mit Gegnern - etwa als sie ihn scheinheilig fragen, ob man dem Kaiser Steuern zahlen darf. Antwortet Jesus mit "Ja", verstößt er gegen die Religionsgesetze. Antwort er mit "Nein", können seine Widersacher ihn bei den Römern anzeigen. Jesus tappt nicht in diese Falle - und gibt stattdessen die Herausforderer der Lächerlichkeit preis: Er lässt sich einen Denar zeigen. Denn er weiß, dass sich in den Taschen seiner "frommen" Gegner Exemplare der römischen und damit heidnischen und unreinen Münze befinden. Und mit dem Satz "Dann gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört" serviert er sie ab.

Aus der Sicht Bernacks hat sich Jesus den heiteren Seiten des Lebens keinesfalls verschlossen. Immerhin sei er oft dort zu finden gewesen, wo gefeiert oder gelacht wurde. So habe er sein erstes Zeichen bei einer Hochzeit gewirkt und dafür gesorgt, dass der Festgesellschaft nicht der gute Tropfen ausgeht. Im Gegensatz zu Johannes dem Täufer sei er nicht nur als strenger Asket aufgetreten - denn sonst hätten die Gegner keine Grundlage gehabt, Jesus als "Fresser und Säufer" zu bezeichnen.
 

Nicht nur Jesus, auch der Prophet Amos bedient sich des Mittels der Ironie. Den Unsinn des Bilderkults der Babylonier stellt er bloß, indem er auf die Billigkeit des verwendeten Materials abhebt: "Den einen Teil des Holzes wirft man ins Feuer und röstet Fleisch in der Glut und sättigt sich an dem Braten. Oder man wärmt sich am Feuer und sagt: Oh wie ist mir warm!... Aus dem Rest des Holzes aber macht man sich einen Gott, ein Götterbild, vor das man sich hinkniet..." Eine ähnliche Pointe findet sich laut Bernack auch in der Erzählung vom Turmbau zu Babel: Die Menschen bauen einen Turm mit einer - aus ihrer Sicht - "Spitze bis zum Himmel". Um sich das Werk anzuschauen, muss aber Gott "weit hinabsteigen", wie es nur ein Vers weiter heißt.

Diese "kleine Gemeinheit" im Buch Genesis macht klar, wer Geschöpf und Schöpfer, wer endlich und unendlich ist.

Übrigens: Das Wort "Lachen" kommt nach Zählung Bernacks in der Einheitsübersetzung 41 Mal vor. In der Mehrzahl der Fälle gehe es dabei um "spöttisches Lachen": Entweder lacht Gott über die Überheblichkeit der Menschen, oder aber der Frevler weidet sich am Unglück anderer. Nur elf Mal finde sich das Wort "Lachen" in einem positiven Zusammenhang, so in Psalm 126: "Als der Herr das Los der Gefangenschaft Zions wendete, da waren wir alle Träumende. Da war unser Mund voll Lachen..."