Im Dom zu Münster wird engagiert über Frieden gesprochen

"Geht da überhaupt irgendetwas an Frieden?"

Krieg! Und Frieden? Unter diesem Motto stehen die "DomGedanken" in Münster in diesem Jahr. Dompropst Hans-Bernd Köppen erklärt, was der Westfälische Frieden damit zu tun hat und warum die Vorträge ausgerechnet im Dom stattfinden.

St. Paulus-Dom in Münster / © Traveller70 (shutterstock)
St. Paulus-Dom in Münster / © Traveller70 ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Fünf Abende haben Sie geplant, mit fünf prominenten Stimmen zu diesem Spannungsfeld zwischen Krieg und Frieden. Den Auftakt macht an diesem Mittwoch der langjährige Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger. Worüber wird er sprechen?

Hans-Bernd Köppen (Dompropst in Münster: Ischinger wird heute über "Sicherheit vor Russland: Ist Frieden möglich?" sprechen im Rahmen unserer Reihe "Krieg! Und Frieden?".

Es geht uns natürlich darum, das in diesem Jahr anlässlich des Westfälischen Friedens aufzugreifen und zugleich aber auch die Weltsituation und besonders den Krieg in der Ukraine nicht zu vergessen, sondern uns diesem Thema zu stellen. Nicht nur als Kriegsberichterstattung, sondern mit der Perspektive: Geht da überhaupt irgendetwas an Frieden?

DOMRADIO.DE: Herr Ischinger ist eine eine sehr prominente Person. War es leicht, ihn und die anderen zu gewinnen?

Köppen: Wir konnten ihn schon zum Zweiten Mal gewinnen, er ist vor ein paar Jahren schon mal bei uns gewesen und kennt die Reihe auch. Es ist so, dass wir das gemeinsam mit Professor Michael Rutz und mit Evonik machen. Und über Professor Rutz, der sich dann immer um die unmittelbaren Kontakte zu den Referenten kümmert, klappt das eigentlich recht gut.

DOMRADIO.DE:  Es soll verschiedene Perspektiven auf Krieg und Frieden soll geben, von der Friedensnobelpreisträgerin 2022 bis zum Militärbischof. Wonach haben Sie denn die Vortragenden ausgewählt?

Köppen: Wir gucken natürlich auf unterschiedliche Perspektiven. Heute aus der Perspektive eines Politikers, beim nächsten Mal  – "Weltordnung und Friedensstiftung seit '45" – kommt Professor Osterhammel. Dann haben wir einen Friedensaktivisten. Die Gemeinschaft Sant'Egidio ist bekannt dafür, dass sie sich seit vielen Jahren um Frieden in der Welt bemüht.

Der Militärbischof ist natürlich immer auch in der Spannung Frieden, Ethik und zugleich auch militärische Einsätze. Der kennt diese Spannung gut. Wir freuen uns, dass Franz-Josef Overbeck dazu sprechen wird. Und dann die Friedensnobelpreisträgerin auch noch mal mit der besonderen Perspektive: "Ist Frieden mit Putin möglich?"

DOMRADIO.DE: Sie machen das im Dom, in einem sakralen Raum. Was für eine Rolle spielt diese Atmosphäre?

Hans-Bernd Köppen

"Der Dom ist einfach ein guter Ort, um abseits von Vortragssälen über solche ernsten Dinge nachzudenken."

Köppen: Wir machen seit vielen Jahren eine solche Sommerreihe bei uns im Dom und wir machen die Erfahrung, dass der Dom wirklich ein sehr guter Ort ist, in dem man einfach auch angeregt wird, nachzudenken über Themen, die uns als Christen und Christinnen ja auch sehr berühren.

Es gibt anschließend immer die Möglichkeit zur Begegnung auf dem Domplatz mit den Referentinnen und Referenten, um dort noch ins Gespräch zu kommen. Ich glaube, der Dom ist einfach ein guter Ort, einen Augenblick innezuhalten und abseits auch von Vortragssälen über solche ernsten Dinge nachzudenken.

DOMRADIO.DE: Es gibt aber nicht nur Worte, die zum Denken anregen sollen, sondern auch Musik ist dabei. Was ist da geplant?

Köppen: Das wechselt sich ab. Heute Abend zum Beispiel ist Orgelprogramm geplant. Beim nächsten Mal gibt es Violine und Orgel, Posaune, dann singt unser Kammerchor der Dommusik. Die Dombläser machen etwas. Rund um unsere vielfältigen musikalischen Aktivitäten am Dom sind erfreulicherweise viele bereit, da mitzumachen.

DOMRADIO.DE: Auch wenn es jetzt diese Reihe schon ein paar Jahre gibt, in diesem Jahr ist das 375. Jubiläum des Westfälischen Friedens. Erhoffen Sie sich da von den DomGedanken 2023 ganz besondere Dinge?

Köppen: Ja. Wir erhoffen uns natürlich nicht einfach nur eine Erinnerung an einen vergangenen Frieden, sondern wir wollen die Ängste, die es, glaube ich, in jedem Krieg und in jeder kriegerischen Situation gibt, aufnehmen.

Zugleich aber eben auch aus der Perspektive des Jubiläums auf den Frieden in der Welt schauen. In der Hoffnung, die uns Christen, glaube ich, auch nicht verloren gehen darf: dass Frieden möglich ist.

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Bistum Münster

Münster: Außenansicht vom Dom St. Paulus / © David Inderlied (dpa)
Münster: Außenansicht vom Dom St. Paulus / © David Inderlied ( dpa )

Das Bistum Münster ist mit etwa 1,92 Millionen Katholiken die nach Mitgliedern zweitgrößte Diözese Deutschlands. Das an die Niederlande angrenzende und bis an die Nordsee reichende Bistum ist auf einer Fläche von 15.000 Quadratkilometern in fünf Regionen gegliedert. Vier von ihnen liegen in Nordrhein-Westfalen. Hinzu kommt der eigenständige Offizialatsbezirk Oldenburg in Niedersachsen. Seit 29. März 2009 leitet Bischof Felix Genn das Traditionsbistum.

Quelle:
DR