Zum Abschluss seiner zweiten Kaukasus-Reise hat Papst Franziskus am Sonntag einen Meilenstein im katholisch-islamischen Dialog gesetzt - gemeinsam mit dem Scheich der kaukasischen Muslime: In Aserbaidschans Hauptstadt Baku rief der Papst in der Heydar-Aliyev-Moschee zum Dialog der Religionen auf und verurteilte fundamentalistische Gewalt. Zugleich forderte er im Schatten eines 55 Meter hohen Minaretts vollständige Religionsfreiheit. Auch seine Zuhörerschaft war für eine Moschee ungewöhnlich. Außer dem Hausherrn, Großscheich Allahschükür Paschazade und geistlichen Würdenträgern des Islam waren auch Vertreter des Judentums und der orthodoxen Kirchen gekommen.
Es war das erste Mal, dass ein Oberhaupt der katholischen Kirche eine Ansprache in einer Moschee vor Muslimen, Juden und Christen eine Rede hielt. Bereits Franziskus' Vorgänger Johannes Paul II. und Benedikt XVI. hatten Moscheen besucht. Franziskus war in Istanbul und in Bangui, der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik in einer Moschee gewesen. Doch bislang fanden solche Besuche stets ohne offizielle Rede statt.
Schwieriger Dialogpartner
Franziskus' dreitägige Reise nach Aserbaidschan und Georgien war jedoch auch eine Reise in die ökumenische Tiefebene. Die georgisch-orthodoxe Kirche erwies sich einmal mehr als äußerst schwieriger Dialogpartner. Mit der kurzfristigen Absage der offiziellen Delegation, die zum Gottesdienst mit dem Papst in Tiflis kommen sollte, brüskierte das georgisch-orthodoxe Patriarchat den Vatikan. Umso mehr, als dessen Sprecher Greg Burke die Teilnahme der Delegation als Premiere angekündigt hatte. Die Rede des Patriarchen Ilia II. war zwar freundlich im Ton; in der Sache blieb er jedoch hart. So war an ein gemeinsames Gebet nicht zu denken; es blieb bei der Formel "gegenseitiges Gebet füreinander".
Papst Franziskus zeigte sich in Georgien als geduldiger Gesprächspartner und warb unbeirrt für den Dialog. Er bekräftigte sein ökumenisches Credo: Überlasst die theologischen Streitfragen den Fachleuten - Hauptsache, im Alltag gibt es freundschaftliche Kontakte und gemeinsames soziales Engagement.
Wenig Jubel
Ausgerechnet in einem Fußballstadion machte der Fußballfan Franziskus in Tiflis eine wohl weniger angenehme Erfahrung: Er feiert einen Gottesdienst, und kaum jemand geht hin. Franziskus predigte vor weitgehend leeren Rängen. Nur 3.000 Besucher waren gekommen - obwohl im Land insgesamt mehr als 100.000 Katholiken leben. Jubel und Applaus gab es für den Gast aus Rom von den anwesenden Katholiken nur in homöopathischen Dosen. Überhaupt war der Empfang im orthodox geprägten Georgien ebenso zurückhaltend wie im muslimisch geprägten Aserbaidschan. In beiden Ländern nahmen nur wenige Notiz vom Besuch des Papstes.
Ungewöhnlich waren die drastischen Worte, mit denen er in Georgien den Schutz der Ehe einforderte. Die Gegenwart erlebe einen ideologischen "Weltkrieg, um die Ehe zu zerstören". Eine Scheidung beschmutzte das Abbild Gottes. Daher müsse alles getan werden, "um die Ehe zu retten", sagte er vor Priestern, Ordensleuten und kirchlich engagierten Katholiken. Beobachter spekulierten, dass er damit möglicherweise auch um Sympathie auf georgisch-orthodoxer Seite werben wollte.
"Pilger des Friedens"
Franziskus kam nach eigenen Worten "als Pilger des Friedens" in den Kaukasus. Dennoch hatte seine Reise nach Georgien und Aserbaidschan auch eine politische Dimension. Sein Aufruf zur Achtung der Souveränität der Staaten in der Region in Tiflis war auch ein Seitenhieb auf Russland. Denn Moskau hat in den von Georgien abtrünnigen Regionen Südossetien und Abchasien völkerrechtswidrig Truppen stationiert. Zugleich forderte der Papst damit indirekt auch den Rückzug Armeniens aus der Region Berg-Karabach, die zu Aserbaidschan gehört. Franziskus sprach damit zwei Konfliktherde an, die in der Weltöffentlichkeit nahezu vergessen sind.
Armenien hatte der Papst im Juni besucht und dort in behutsamer Deutlichkeit zu einer Beilegung des Streits um Berg-Karabach gemahnt. Der Vatikan begründete die zeitliche Aufteilung der Reise mit Termingründen. Nach seinen Worten vom Wochenende wäre fraglich, ob er in Eriwan noch so freundlich willkommen geheißen würde.