Heute ist so ein netter Heiliger im katholischen Kalender dran, dass ich Ihnen gerne heute früh von ihm erzählen möchte. Es ist Philipp Neri. Er ist heute vor 425 Jahren gestorben und galt bei den Römern, unter denen er gelebt und gewirkt hat, als bedürfnisloser, immer heiterer Priester, der viel gebetet und sich aber noch mehr um die Armen und Bedürftigen gekümmert hat. Als Priester hat er durch damals ganz neue Seelsorgemethoden wie Kinderpredigten, Lieder in der Sprache des normalen Volkes, Wallfahrten und ziemlich unerschöpflichen Humor einen sehr großen Einfluss gehabt. Er hat eine Priestervereinigung gegründet, das Oratorium, der später auch Ignatius von Loyola, Karl Borromäus und Franz von Sales angehört haben. Das sollte kein exklusiver Verein sein, sondern Menschen, die sich in ihrem Dienst für die Menschen gegenseitig stärken und Mut machen.
Die Päpste seiner Zeit waren dann aber nicht alle von Neris unkonventionellem Wirken begeistert. Paul III. und IV. war jener Mann suspekt, der später Apostel Roms genannt worden ist. Erst Clemens VIII. sah in Philipp Neri seinen Mann und machte ihn zum Berater für die geplanten Reformen. Zweimal ist ihm die Kardinalswürde angeboten worden, und zweimal hat er es abgelehnt. Ich bin beeindruckt. Beim römischen Volk kam Philipp Neri umso besser an. Selbst Goethe, der mit Heiligen eigentlich nicht viel am Dichterhut hatte, war von ihm sehr begeistert. In seiner italienischen Reise widmet er ihm ein ganzes Kapitel. Neri ist für Goethe der Heilige, in dem das Heilige mit dem Weltlichen, das Tugendsame mit dem Alltäglichen sich vereinen und vertragen. Ein überlieferter Satz von Philipp Neri ist besonders markant, er sagt: "Die Heiterkeit stärkt das Herz und macht uns beständig in einem guten Leben. Deshalb soll ein Diener Gottes immer froh und gut gelaunt sein." Vielleicht schaffen wir es ja nicht immer, gut gelaunt und froh zu sein. Aber üben können wir es doch heute an seinem Festtag schon mal.