Donnerwetter, wer hätte das gedacht: Deutschlands katholische Seelsorger sind sehr engagiert in ihrem Beruf, sie sind nicht mehr gestresst als alle anderen Berufsgruppen, und sie sind sogar in hohem Maße zufriedener in ihrem Beruf als der Durchschnittsdeutsche. Das einzige Problem: Die Seelsorger glauben selbst nicht so recht daran, dass das so ist. Aber die Daten einer neuen unabhängigen Seelsorge-Studie sprechen für sich und sind auch ob der hohen Rücklaufquote von 42 Prozent äußerst verlässlich. Wie wahrheitsgemäß die Geistlichen geantwortet haben verrät auch das pikantes Detailergebnis, dass nur zwei Drittel aller Priester mindestens einmal jährlich beichten gehen. Damit dürften die Priester immer noch deutlich über dem Durchschnitt liegen …
Ganz egal ist laut Studie auch, ob der Pfarrer für 1.000 oder 20.000 Gläubige im Einsatz ist: Weder die Größe der Gemeinde noch die Größe des pastoralen Einsatzgebietes spielen demnach für die Beurteilung und Belastung eine messbare Rolle. Es bleibt zu hoffen, dass diese Tatsache bei der weiteren Einsatzplanung des Personals in den Diözesen keine vordergründige Rolle spielen wird. Denn wer die erfassten Daten aus 22 Diözesen genau analysiert, stellt fest, dass immer größere Pfarreien oder Pfarrverbände sowie Personaleinsparung nicht die Lösung sein können. Schließlich können viele Gemeinden nur durch die Hilfe ihrer pensionierten Mitarbeiter Personalengpässe auffangen. Ohne sie sähe es in der katholischen Kirchenwelt sehr düster aus. Kirche und Gemeinde müssen hier künftig ganz neu gedacht und aufgestellt werden, wenn sie ihre Botschaft glaubwürdig in die Zukunft hineinsprechen und leben wollen.
Mit seinem Wunsch einer geistlich-spirituellen Erneuerung die alle Veränderungsprozesse durchdringen will, hat der Kölner Kardinal Woelki offensichtlich die richtige Weichenstellung vorgegeben. Denn das vermutlich wichtigste Ergebnis der Seelsorge-Studie lautet: Wenn für das geistige Bodenpersonal wirklich etwas Gutes getan werden soll, dann muss sich vor allem darum gekümmert werden, dass das spirituelle Fundament von Priestern, Diakonen, Pastoraltheologen und Gemeindereferenten gestützt und gestärkt wird. Die Arbeitsbelastung kann beispielsweise durch geeignete Arbeitsbedingungen gesteuert werden.
Wer sich also auch in Zukunft gesunde, engagierte und in hohem Maße zufriedene Seelsorger wünscht, muss sich um Freiräume für individuelle Spiritualität kümmern. Immer dort, wo der direkten Beziehung zu Gott genügend Zeit eingeräumt wird und der gute Draht nach oben funktioniert, gelingt schließlich auch die Balance zwischen Berufs- und Privatleben der hauptamtlichen pastoralen Mitarbeiter. Die richtige himmlische Beziehungspflege ist aber nicht nur für die hauptamtlichen Seelsorger und Gemeindemitarbeiter das richtige Rezept für ein zufriedenes, gesundes und glückliches Leben, sondern vermutlich für jeden von uns. Gibt es für Christen ein besseres, noch dazu wissenschaftlich abgesichertes Studienergebnis?