Kardinal Marx hat davor gewarnt, demokratische Errungenschaften als selbstverständlich anzusehen. Vielmehr gelte, dass "immer wieder die Kräfte mobilisiert werden müssen, die dafür eintreten", sagte Marx am Mittwochabend beim Abschlussgottesdienst zum 100-jährigen Bestehen der Polizeiseelsorge in München.
Sie unterstütze die Beamtinnen und Beamten bei ihrem Einsatz für den Schutz der Freiheit und der Menschenwürde aller, "auch derer, die nicht dieselben Überzeugungen teilen".
In ihrem Alltag bestärken
Man müsse die Frauen und Männer in ihrem Auftrag bestärken, "Polizei zu sein in einem Rechtsstaat, einer Demokratie, in einem Gemeinwesen, das die Freiheit, das Leben und die Würde des Einzelnen schützt und dagegen vorgeht, wenn all das gefährdet wird", so der Kardinal bei dem Festgottesdienst, der am Gedenktag des Heiligen Sebastian gefeiert wurde, dem Schutzpatron der Polizei.
Der Erzbischof von München und Freising verwies dabei auf eine gesellschaftliche Polarisierung, die etwa aus der jüngeren Berichterstattung über die USA deutlich werde. Es brauche ein "hellwaches Bewusstsein, auch bei uns", immer dann, "wenn die Wahrheit verfälscht wird, wenn Rechtsstaatlichkeit untergraben wird, wenn die Gerichte missachtet werden". Vom neuen amerikanischen Präsidenten Joe Biden erhoffe er sich ein versöhnendes Potenzial - auch angesichts seiner katholischer Wurzeln, "die das Amt mitprägen können und werden".
Polizeiseelsorge umfangreich aktiv
Die Polizeiseelsorge kümmert sich laut Mitteilung unter anderem um die berufsethische Ausbildung junger Polizisten und bietet Beratungs- und Seelsorgegespräche. Im Kontext belastender Ereignisse, etwa schweren Unfällen oder Tötungsdelikten, bieten Seelsorger Begleitung an. Sie organisieren zudem Gottesdienste, Segnungen für Fahrzeuge und Gebäude, Wallfahrten, Studienreisen und Besinnungstage.
Derzeit stehen in Bayern 28 Seelsorger aus der katholischen und evangelischen Kirche für etwa 40.000 Polizisten zur Verfügung.
Gegründet wurde die Polizeiseelsorge 1920 auf Initiative von Ellen Ammann (1870-1932), die als eine der ersten Frauen in den bayerischen Landtag gewählt worden war. Eine "sittlich-religiöse Beeinflussung der Truppe" erlange "unter den vorherrschenden, zersetzenden Einflüssen" große Bedeutung, argumentierte sie damals.