Industrieseelsorger sorgt sich um VW-Mitarbeiter

"Es ruft gerade keiner Hurra"

Ein offenes Ohr für jeden zu haben, ist die Aufgabe von Wolfsburgs Industrieseelsorger Dirk Wagner. In der aktuell angespannten Lage des VW-Konzerns erzählen ihm die Menschen vor allem von ihren Existenzängsten.

Angespannte Lage beim VW-Konzern / © Julian Stratenschulte (dpa)
Angespannte Lage beim VW-Konzern / © Julian Stratenschulte ( dpa )

Die Stimmung bei vielen Mitarbeitern des Automobilkonzerns Volkswagen (VW) ist gedrückt, sagt der Wolfsburger Industrieseelsorger Dirk Wagner.

"Es ruft gerade keiner Hurra. In einer Lage wie dieser sind viele Ängste da", erklärte der evangelische Pastor am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Dabei biete er den Menschen vor allem eins an: ein offenes Ohr.

Aktuell befindet sich der VW-Konzern in einer wirtschaftlichen Krise.

Die Unternehmensführung hatte am Montag angekündigt, einen strikten Sparkurs fahren zu müssen. Dabei schloss sie auch Werksschließungen und Entlassungen nicht mehr aus.

Das Volkswagen-Logo / © Ole Spata (dpa)
Das Volkswagen-Logo / © Ole Spata ( dpa )

Viele Menschen sorgten sich nun um ihren Job, so Wagner. Dies seien vor allem Menschen, die noch nicht lange bei VW arbeiten oder finanziell noch nicht abgesichert sind. "Ein Beispiel: Ein junger Mann hat ein Haus gekauft und sich verschuldet. Bei so jemandem können die aktuellen Diskussionen natürlich Existenzängste auslösen", so der Pastor. Als Seelsorger wolle er für solche Menschen da sein: "Ich versuche den Leuten den Raum zu geben, ihre Geschichte zu erzählen und was in ihnen vorgeht. Das ist für viele schon eine Erleichterung."

Hilfe von Experten

Unterstützung fände er bei einem Netzwerk aus Hilfsstellen, etwa psychologischen Diensten. "Wolfsburg ist voll von kleinen Institutionen, die Hilfe leisten können. Je nachdem schicke ich Leute dann weiter zu Experten", erklärte der Seelsorger.

Natürlich gebe es aber auch andere Personen, die zuhörten, etwa bei der IG Metall oder den VW-Betriebsräte. "Leute wie Betriebsrätin Daniela Cavallo machen sich gerade nach allen Regeln der Kunst stark für die Mitarbeiter", sagt Wagner. Sein Vorteil sei, dass er sich als gänzlich unabhängiger Beobachter anbieten könne, der nicht von irgendeinem Betrieb, sondern von der Landeskirche Hannover bezahlt werde.

Wagner hofft, dass sich alle Parteien irgendwie einig werden. "Ich habe auch Verständnis für die Sorgen des Managements, die müssen alles irgendwie im Blick behalten." Das sei nicht immer leicht. "Dass der Wind schärfer wird, das zeichnet sich ja schon seit einigen Monaten, wenn nicht in den letzten Jahren, ab. Zum Beispiel durch große Konkurrenz bei Elektroautos aus China. So was bekommt Volkswagen als Global Player zu spüren", so Wagner.

Für diese großen Probleme des Konzerns und seiner Mitarbeiter habe er auch kein Erfolgsrezept. "Aber ich kann den Menschen den Rücken stärken, egal wem und wo. Natürlich auch über Glaubensgrenzen hinweg", so der Seelsorger.

Quelle:
KNA