Eine Heiligsprechung des 1980 ermordeten Erzbischofs Oscar Arnulfo Romero ist möglicherweise in greifbare Nähe gerückt. Kurienerzbischof Vincenzo Paglia berichtete im italienischen Rundfunk, er habe zuletzt Informationen über ein mögliches Wunder erhalten, das auf Fürsprache Romeros gewirkt worden sein soll. Es handele sich um eine schwangere Frau, die aus medizinischer Sicht samt ihrem Kind keine Überlebenschance mehr gehabt habe und dann auf unerklärliche Weise gerettet worden sei, sagte der Kurienerzbischof laut der Zeitung "Avvenire" (Samstag). Dies habe eine erste Prüfung des Falls ergeben.
"Wir hoffen, dass das Wunder anerkannt wird", so Paglia weiter. "Zum 100. Geburtstag Romeros in diesem Jahr wäre es eine außergewöhnliche Fügung, wenn dieses Jahr zugleich Vorabend seiner Heiligsprechung sein kann". Wenn der Vatikan ein Wunder anerkannt hat, ist die Heiligsprechung eines bereits seliggesprochenen Kandidaten in der Regel nur noch Formsache.
Einsatz für Arme in Lateinamerika
Der Italiener Paglia ist in dem vatikanischen Verfahren Anwalt für die Heiligsprechung Romeros, der wegen seines Einsatzes für Arme und Entrechtete vor allem in Lateinamerika verehrt wird. Am 24. März 1980 war der Erzbischof von San Salvador während eines Gottesdienstes niedergeschossen worden. Durch seinen Einsatz für die Armen hatte sich Romero den Hass reaktionärer Kreise zugezogen.
Als Auftraggeber des Mordes stehen Militärs im Verdacht; die Hintergründe wurden jedoch nie vollständig geklärt. Im anschließenden Bürgerkrieg zwischen Sicherheitskräften, rechten Todesschwadronen und linksgerichteten Guerillagruppen kamen bis 1992 in El Salvador rund 75.000 Menschen ums Leben.
Wunder nötig
Der am 15. August 1917 geborene Romero wurde im Mai 2015 als Märtyrer seliggesprochen. Nachdem das Verfahren aufgrund von innerkirchlichen Widerständen jahrelang stockte, hatte Papst Benedikt XVI. (2005-2013) den Weg zu seinem Abschluss im Dezember 2012 kurz vor seinem Rücktritt frei gemacht.
Märtyrer, also aus Hass gegen ihren Glauben getötete Katholiken, können ohne Anerkennung eines Wunders seliggesprochen werden. Für die Heiligsprechung eines Märtyrers ist jedoch wie sonst üblich in der Regel ein Wunder nötig, das auf Fürsprache des Kandidaten zurückgeht. Es muss nach dem Tod des Kandidaten und nach dessen Seligsprechung erfolgt sein.
Unerklärliche Heilungen
In der Regel handelt es sich um medizinisch unerklärliche Heilungen. Sie müssen von einer Ärztekommission der Heiligsprechungskongregation im Vatikan als solche bestätigt werden. Eine vatikanische Theologenkommission prüft anschließend, ob es sich um ein Wunder handelt.