Die rund 80 Initiativen haben in Berlin einen Forderungskatalog mit 13 Punkten vorgelegt. Darin heißt es, die Politik müsse sich zu einer Einwanderungsgesellschaft bekennen.
"Wichtig ist nicht nur die Feststellung, dass Deutschland Zuwanderung braucht", sagte Ferda Ataman von den "Neuen deutschen Medienmachern", "nötig ist ein neues Selbstverständnis, das zeigt, wie die deutsche Gesellschaft von Einwanderung geprägt ist." Dieses Bekenntnis zur Einwanderungsgesellschaft müsse auch in einem neuen Einwanderungsgesetz berücksichtigt werden.
Erster Bundeskongress - "Deutschland neu denken"
Am Wochenende hatten die Initiativen unter dem Titel "Deutschland neu denken" ihren ersten Bundeskongress veranstaltet. Sich selbst bezeichnen sie als "Neue Deutsche Organisationen" und knüpfen nach eigener Aussage an die Arbeit von Migranten-Organisationen und Ausländerbeiräten an.
"Wir wollen keine Behörden, staatlichen Unternehmen, Parlamente, Gremien, Rundfunkräte, Wohlfahrtsverbände usw., in denen immer noch (fast) nur Herkunftsdeutsche sichtbar sind", erklärten die Initiativen. Um mehr "neue Deutsche" in Entscheidungspositionen zu bringen, sei auch eine gesellschaftliche Diskussion über Quoten notwendig.
In der Diskussion: Gehört der Islam zu Deutschland?
Außerdem plädieren die Initiativen für mehr politische Bildung über die verfassungsmäßigen Grundrechte wie etwa die Religionsfreiheit. Leila Younes El-Amaire von der Organisation "JUMA - Jung, Muslimisch, Aktiv" sagte, in den vergangenen Wochen seien viele junge Muslime irritiert gewesen über die Debatte, ob der Islam zu Deutschland gehöre. "Religionsfreiheit gehört zu Deutschland. Und somit gehört auch das Recht, Religion frei auszuüben, zu Deutschland", betonte Younes El-Amaire.
Kritisch äußerten sich die Vertreter auch über den aus ihrer Sicht negativ besetzten Begriff der "Integration. "Bei Integration geht es doch vor allem um Assimilation", sagte Farhad Dilmaghani von der Initiative DeutschPlus. Eine Integrationspolitik, die sich nur auf Migranten konzentriere, sei nicht mehr zeitgemäß. Statt dessen sei eine Gesellschaftspolitik wichtig, die sich allgemein gegen Vorurteile, Diskriminierung und Rassismus richte.
"Auch wir sind das Volk"
In dem Papier fordern die Initiativen außerdem, dass Selbstbezeichnungen von Einzelnen oder Gruppen stärker als bisher anerkannt werden. Jeder Mensch dürfe selbst entscheiden, ob er sich etwa als Migrant, Deutscher, Einwanderer, Mensch mit Migrationshintergrund, Afrodeutscher oder Deutschkurde sehe.
In Anspielung auf die Bewegung der "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" - Pegida - betonten die Initiativen: "Auch wie sind das Volk". Sie fordern, dass mehr junge Muslime in Deutschland zur aktuellen Pegida-Diskussion befragt werden. Sie müssten etwa in TV-Talkshows oder zu anderen Gesprächsrunden eingeladen werden. Bislang sei die Perspektive junger, deutscher Muslime in der medialen Öffentlichkeit kaum dargestellt worden, so Leila Younes El-Amaire.
Bundesweiter Dachverband geplant
Ferda Ataman vom Verein "Neue deutsche Medienmacher" sagte: "Es gibt immer mehr Initiativen, die klarstellen wollen, dass Deutschsein mehr ist, als Deutsche Vorfahren zu haben." Menschen aus der zweiten und dritten Generation von Einwanderern sähen sich nicht mehr als Ausländer oder Migranten, sondern seien selbstverständlicher Teil der deutschen Gesellschaft.
Laut Schätzungen repräsentieren die 80 Initiativen bundesweit rund 50.000 bis 100.000 Menschen. Geplant ist die Gründung eines bundesweiten Dachverbandes, um künftig politisch stärker vertreten zu sein.