Der überarbeitete, 143 Seiten umfassende Leitfaden trägt Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte Rechnung. Vor allem die Themen Globalisierung und digitaler Wandel werden in den Blick genommen. Einen Schwerpunkt bildet zudem die stärkere Verknüpfung von Katechese und Glaubensverkündigung.
Zeichen der Zeit
"Das neue Dokument achtet sehr auf die Zeichen der Zeit und versucht, sie im Lichte des Evangeliums zu interpretieren", erläuterte der frühere Limburger Bischof, Franz-Peter Tebartz-van Elst. Er ist seit 2015 Delegat im Päpstlichen Rat zur Förderung der Neuevangelisierung.
Das unter Papst Benedikt XVI. geschaffene Gremium ist im Vatikan unter anderem für das Thema Katechese zuständig.
Die gegenwärtige ökologische Krise spiele in dem aktuellen Direktorium ebenso eine Rolle wie veränderte Aspekte der Glaubensweitergabe in und außerhalb der Familie, so Tebartz-van Elst.
"Die Chancen der Digitalisierung werden erwähnt, aber ebenso die Grenzen." So habe man in der Corona-Krise gelernt, dass viele Fragen auch in Videokonferenzen zu klären seien. "Aber dieses Medium ersetzt nicht das persönliche Miteinander", betonte der Bischof. Von den fertiggestellten Richtlinien erhoffe er sich dennoch "neue Inspiration und Motivation" für die gesamte Weltkirche.
Freudiges Ereignis für das Leben der Kirche
Kurienerzbischof Rino Fisichella, Leiter des Rates für Neuevangelisierung, sprach von einem "freudigen Ereignis für das Leben der Kirche". Die für die Erstellung des Regelwerks notwendigen jahrelangen internationalen Konsultationen hätten viel Mühe gekostet.
Das Handbuch solle nun den verschiedenen Teilkirchen dienen. Sie seien aufgerufen, auf Basis des Papiers zeitgemäße eigene Vorgaben zu erstellen.
Tatsächlich bietet der Text des Vatikan den nationalen Bischofskonferenzen etliche neue Akzente. In einem Abschnitt wird die Notwendigkeit einer angemessenen Ausbildung für all jene betont, die in der Katechese tätig sind - seien es Priester oder Laien. Die Kirche trage an dieser Stelle eine besondere Verantwortung. So müssten Katecheten von einer "missionarischen Spiritualität" erfüllt sein. Zudem sollten sie einen "Stil der Gemeinsamkeit" pflegen und wachsam sein, um Missbrauch zu verhindern.
Aufmunterung zur Kreativität
Das Vatikan-Handbuch ermuntert ausdrücklich zu Kreativität, um die christliche Botschaft interessant weiterzugeben. Je nach Alter oder persönlicher Lebenslage der Adressaten könne Glaubensvermittlung heutzutage unterschiedlich aussehen. Neben Familien werden beispielsweise Menschen mit Behinderung oder Migranten eigens betrachtet.
Generell wird Katecheten empfohlen, den Horizont für neue gesellschaftliche Entwicklungen zu weiten. Menschen in "nicht regulären" Familien- oder Partnerschaftssituationen solle man zuhören, statt sie zu verurteilen. Auf diese Weise sei es möglich, Diskriminierung zu vermeiden. Mit Blick auf andere Religionen wie Judentum oder Islam wird zum Dialog geraten. Vereinfachungen und Stereotype seien unangebracht.
Reichtum für die Kirche
Ein weiterer Teil des Handbuchs ist der Rolle der Pfarreien, Verbände, katholischen Bewegungen und Schulen gewidmet. Pfarreien dürften sich nicht verschließen, wird gemahnt. Neue Bewegungen seien dank ihres Evangelisierungs-Potenzials "ein Reichtum für die Kirche". Und Schulen sollten sich mehr als Gemeinschaft, weniger als Institution sehen.
Eine erste Fassung des Katechese-Leitfadens war - als Ergebnis des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) - im Jahr 1971 herausgegeben worden. Die zweite Version nahm in den neunziger Jahren den Katechismus der Katholischen Kirche von Johannes Paul II. als Bezugspunkt. Grundlage der jetzt veröffentlichten Neufassung sind die römische Bischofssynode zu Fragen der Evangelisierung (2012) und "Evangelii gaudium" (Freude des Evangeliums), die erste Enzyklika von Papst Franziskus aus dem Jahr 2013.