Institut im domradio: UNICEF ist seriös - Staatsanwaltschaft in Köln ermittelt

Weiter Wirbel bei UNICEF

Die UNICEF-Vorsitzende Heide Simonis will aus Berichten über überzogene Honorarzahlungen Konsequenzen ziehen. Simonis hat den Geschäftsführer des deutschen UNICEF-Komitees, Dietrich Garlichs, gebeten, sein Amt vorerst ruhen zu lassen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Im domradio-Interview warnt das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen vor einer vorschnellen Verurteilung.

 (DR)

"UNICEF ist eine seriös und gut aufgestellte Organisation"
"Wir haben die Unterlagen von UNICEF für das Jahr 2006 vor wenigen Tagen geprüft und ihnen das Spendensiegel wieder zuerkannt", sagte DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke am Donnerstag in einem domradio-Gespräch. Das Finanzmanagement sei seriös. Das DZI habe UNICEF im Zusammenhang mit dem Bericht aber um ergänzende Angaben gebeten.

"Im Grundsatz besteht kein Zweifel daran, dass UNICEF eine seriös und gut aufgestellte Organisation ist. Dass es im Einzelnen Fehlentscheidungen gegeben haben kann, dass kann niemand ausschließen", so Wilke

Simonis kündigt Prüfung an
Die Staatsanwaltschaft in Köln hat inzwischen ein Ermittlungsverfahren gegen den Geschäftführer des deutschen UNICEF-Komitees, Dietrich Garlichs, eingeleitet. Es werde wegen des "Anfangsverdachts der Untreue" ermittelt, bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft dem epd. Vorausgegangen waren Presseberichte über mögliche Unregelmäßigkeiten bei der Verwendung von Spenden. Wie die Staatsanwaltschaft weiter mitteilte, hat sie UNICEF gebeten, entsprechende Unterlagen zu übergeben. Das sei "breitwillig geschehen". Durchsuchungen habe es keine gegeben.

Simones kündigte am Donnerstag an, die umstrittenen Zahlungen in der Spendenwerbung des Hilfswerks würden umgehend "einer Prüfung unterzogen". Dazu werde ein unabhängiger, durchsetzungsfähiger Experte gesucht, sagte die ehemalige SPD-Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein.

Simonis bekräftigte, der Vorstand sei über die Honorare nicht informiert gewesen. Am Samstag soll der Vorstand zu einer Sondersitzung zusammenkommen. Nach einem Bericht der "Frankfurter Rundschau" soll ein leitender UNICEF-Angestellter nach seiner Pensionierung zwischen 700 und 850 Tagessatz für die Spendenwerbung bekommen haben. Von bis zu 300.000 Euro Honorar war die Rede.

"Erklärungsbedürftig" und "moralisch strittig"
Die Verträge seien "erklärungsbedürftig" und "moralisch strittig", sagte Simonis. Der Vorstand habe keine Einsicht in die entsprechenden Zusatzverträge gehabt. Im Nachhinein sei das Verhalten "ein bisschen naiv" gewesen. Weitere Unregelmäßigkeiten könne sie derzeit nicht ausschließen.

Der ebenfalls kritisierte Umbau der Kölner UNICEF-Geschäftsstelle für über eine Million Euro sei im Grundsatz vom Vorstand genehmigt gewesen, sagte Simonis weiter. Schwamm und Feuchtigkeit hätten die Kosten jedoch steigen lassen. Es sei in Politik und Wirtschaft üblich, bei Überschreitung des Kostenrahmens das Aufsichtsgremium zu informieren. Dies sei in diesem Falle nicht geschehen, kritisierte die SPD-Politikerin.

Die Arbeit des Deutschen Komitees für UNICEF war vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen kürzlich geprüft und als seriös befunden worden. Dafür wurde das Spendensiegel erneut erteilt. Auf dieser Grundlage habe der Vorstand die Geschäftsführung entlastet, so Simonis. Die Einnahmen aus Spenden und dem Verkauf von Grußkarten betrugen im vergangenen Jahr 97,3 Millionen Euro.