Internationaler Flottenverband weist Seeräuber zusehends in Schranken

Piratenangriffe am Golf von Aden flauen ab

Die Piratenangriffe auf Handelsschiffe im Golf von Aden und vor der somalischen Küste beginnen abzuflauen. Wie aus Marine- und Geheimdienstkreisen in Djibouti am Wochenende zu erfahren war, kann die internationale Anti-Piraten-Armada zusehends die Seeräuber in die Schranken weisen.

Autor/in:
Friedrich Kuhn
 (DR)

In einem der Nachrichtenagentur ddp vorliegenden neuen Bilanzpapier der von der Europäischen Union geführten Mission "Atalanta" wird festgestellt, dass die bisherige Erfolgsquote der Piraten bei der Kaperung von Schiffen "signifikant" gesunken sei.

In den ersten beiden Wochen des neuen Jahres sind am Horn von Afrika 19 Angriffe der Freibeuter auf zivile Schiffe registriert worden. Dabei hätten aber nur zwei Schiffe entführt werden können, wird in dem Papier festgestellt. Vor Beginn der Operation "Atalanta" am 8. Dezember hätten noch mehr als die Hälfte aller Piratenangriffe mit der Entführung eines Handelsschiffes geendet. Ein US-Geheimdienstler meinte, die Piraten hielten dringend nach neuen Schiffen Ausschau, die sie kapern könnten.

Zehn Schiffe in den Händen der Seeräuber
Gegenwärtig befinden sich nach Angaben des Untersuchungsberichts noch zehn Schiffe in den Händen der Seeräuber. Für alle seien Lösegeldverhandlungen aufgenommen worden. Einige stünden kurz vor dem Abschluss. Im letzten Jahr wurden im Golf von Aden und im Indischen Ozean mehr als 100 Schiffe von Freibeutern angegriffen, 40 davon gekapert.

Am vergangenen Mittwoch berichtete nach ddp-Informationen auch der Parlamentarische Verteidigungs-Staatssekretär Thomas Kossendey (CDU) in der vertraulichen Sitzung des Verteidigungsausschusses, dass bei der Bekämpfung der Piraterie vor Somalia "alles gut läuft".

Marineoffiziere wiesen in Djibouti besonders auf die Einsätze der Bordhubschrauber gegen die Piraten hin. Sie hätten vor allem vor den schweren Maschinengewehren der Hubschrauber "großen Respekt". Sehr oft haben die Seeräuber vor anfliegenden Helikoptern spontan von ihrer Beute abgelassen und die Flucht ergriffen. "Allein, wenn die Räuber das Geräusch unserer Rotoren hören, können wir immer wieder sehen, wie sie Panik befällt", berichtete ein Hubschrauberpilot. Die Piraten können mit ihren Gewehren kaum etwas gegen die hochanfliegenden Hubschrauber ausrichten.

Kriegsschiffe aus rund 20 Nationen
Mittlerweile haben sich Kriegsschiffe aus rund 20 Nationen am Horn von Afrika eingefunden, um den wichtigen Seeweg zwischen Europa und Asien möglichst von Piraten freizuhalten. Von Wilhelmshaven ist gerade die Fregatte "Rheinland-Pfalz" in Richtung Somalia ausgelaufen. Sie wird am 5. Februar in Djibouti erwartet, wo der "Kontingentwechsel" mit der Fregatte "Karlsruhe" stattfinden wird.

In diesen Tagen ist ein weiteres Kriegsschiff der US-Navy von der "Combined Task Force 151" der 5. Flotte in der Piratenregion eingetroffen. Das amerikanische Kontingent umfasst jetzt vor Ort drei Kriegsschiffe und zwei Flugzeuge. Darüber hinaus kreuzen im Golf von Aden Schiffseinheiten aus Frankreich, Kanada, Großbritannien, Indien, China, Russland und aus dem Iran. Auch Taiwan will Kriegsschiffe zum Schutz der eigenen Fischfangflotte entsenden. Chinas Marine nimmt zum ersten Mal in der Geschichte der Volksrepublik mit anderen Nationen an einem internationalen Einsatz teil. Peking hat zwei Zerstörer aus seiner südchinesischen Flotte zur Piratenbekämpfung abkommandiert. Sie haben auch auf Nahkampfaktionen spezialisierte Sondereinheiten an Bord.

Nach Angaben von Geheimdienstlern operieren in den Seeräubergebieten über 30 Gruppen, die von drei Mutterschiffen aus mit der neuesten Übermittlungstechnik an ihre Ziele geleitet werden. Insgesamt werden die Piratengruppierungen auf weit über 1000 Mann geschätzt.