Irische Bischöfe beraten gemeinsam mit Papst Missbrauchs-Bericht

Kaum Informationen

Über die Unterredung hochrangiger irischer Bischöfe mit Papst Benedikt XVI. über den Bericht zu Missbrauchsfällen in katholischen Kinder- und Jugendeinrichtungen am Freitag im Vatikan wahren beide Seiten bisher Stillschweigen. Gleichwohl berichteten irische Medien am Wochenende unter Berufung auf Informationen aus dem Episkopat, der Papst habe sich in der Unterredung mit Kardinal-Primas Sean Brady von Armagh, dem Episkopats-Vorsitzenden, und Erzbischof Diarmuid Martin von Dublin "tief erschüttert" über die Vorkommnisse gezeigt.

 (DR)

Der Vatikan hat das Krisengespräch zwar bestätigt, bisher dazu aber keine Stellungnahme veröffentlicht. Den Vatikan-Sprecher Federico Lombardi zitierte die Tageszeitung "The Irish Times" (Samstag) mit den Worten, der Missbrauchsbericht sei "eine Angelegenheit der Kirche vor Ort".

Die Tageszeitung "The Irish Examiner" berichtete, Thema in Rom seien auch die Schadenersatzleistungen an die Opfer gewesen. Ferner hätten die beiden Erzbischöfe, so das Blatt, den Papst auf einen bevorstehenden weiteren Bericht über Missbrauchsfälle in der Hauptstadt-Erzdiözese Dublin vorbereitet.

Bischofsversammlung am Montag
Brady und Martin teilten der "Irish Times" mit, dass sie am Montag ihre Amtsbrüder über die Gespräche im Vatikan bei einer außerordentlichen Vollversammlung informieren werden. Ohne sonstige Details zu nennen, erklärten sie laut der Zeitung lediglich, Benedikt XVI. habe ihnen "sehr aufmerksam" zugehört und sich besonders beunruhigt gezeigt, weil es sich um die "Institutionalisierung eines Problems" handele.

Am vergangenen Donnerstag hatten die 18 betroffenen Orden dem irischen Premierminister Brian Cowen zugesagt, sie seien zu einer höheren Beteilung an den Entschädigungssummen bereit. Im Jahr 2002 hatte die damalige Regierung in einer Vereinbarung eine Höchstgrenze von 128 Millionen Euro für kirchliche Regresszahlungen festgelegt. Die tatsächlichen Ansprüche der Opfer werden gegenwärtig jedoch auf mehr als eine Milliarde Euro geschätzt. Die Ordensgemeinschaften zeigten sich gegenüber dem Premier auch bereit, eine Bewertung ihrer Vermögen durch ein unabhängiges Gremium zulassen.

Laut dem im Mai von einer unabhängigen Untersuchungskommission nach rund zehnjährigen Recherchen vorgelegten Bericht wurden in Irland über Jahrzehnte mehr als 2.000 Kinder in katholischen Schulen, Erziehungseinrichtungen und Heimen körperlich und seelisch misshandelt und teilweise auch sexuell missbraucht.