"Muslimische Militärseelsorger sind überfällig. Wir brauchen sie genauso wie wir auch mittlerweile entsprechend ausgebildete muslimische Krankenhaus-, Polizei- und Gefängnisseelsorger haben", sagte Rauf Ceylan dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Es sei eine ganz natürliche Entwicklung, dass in einer Gesellschaft, in der mittlerweile fast fünf Millionen Muslime leben, diese Glaubensrichtung zunehmend auch in der Bundeswehr vertreten sei.
Erfahrung christlicher Militärseelsorger nutzen
Ceylan plädierte dafür, für ein Versuchsprojekt zunächst ein oder zwei Militärimame einzustellen und mit ihnen Erfahrungen zu sammeln. "Es hilft nichts, immer wieder eventuell auftretende Probleme zu diskutieren. Man muss endlich anfangen. Dann kann man auch leichter den tatsächlichen Bedarf ermitteln."
Schließlich könnten auch die Erfahrungen der christlichen Militärseelsorger genutzt werden. Auch das Argument, der Staat habe bei den Muslimen keinen zentralen Ansprechpartner, ließ Ceylan nicht gelten. Schließlich gebe es in anderen Bereichen - wie etwa beim Religionsunterricht oder an den Universitäten - gute Erfahrungen mit Beiräten, in denen verschiedene Verbände vertreten seien.
Bundeswehr und Muslime sollten aufeinander zugehen
Zwar seien nicht alle der geschätzt 1.500 bis 2.000 Muslime in der Bundeswehr praktizierende Gläubige, sagte der stellvertretende Direktor des Instituts für Islamische Theologie der Universität Osnabrück. Aber viele hätten vermutlich das Bedürfnis nach geistlichem Beistand etwa in Auslandseinsätzen.
Auch über Ernährungsvorschriften und Gebetszeiten, die nicht immer und überall eingehalten werden könnten, sollten sie sich mit einem Imam austauschen können, forderte Ceylan. An mancher Stelle könne die Bundeswehr Muslimen möglicherweise entgegenkomen. In anderen Fällen müssten Soldaten mit den religiösen Regeln flexibler umgehen, betonte Ceylan.
Weiterbildung möglich
In Deutschland gibt es akademisch ausgebildete deutschsprachige Theologen, die Ceylan zufolge für diese Aufgabe weitergebildet werden könnten. Rund 1.500 junge Menschen studierten derzeit islamischen Theologie an den fünf Zentren für Islamische Studien.
Martina Schwager