Immer wieder wird behauptet, der Islam sei eine ganz besondere Religion mit totalem Hegemonieanspruch und ungewöhnlicher Macht über seine Anhänger. Das soll ihn etwa vom Christentum radikal unterscheiden. Nach dieser Auffassung ist der Islam eine wesenhaft "integralistische" Religion, die alle Lebensbereiche dominiert; zwischen religiöser und irdischer Sphäre, zwischen Religion und Politik soll dort keine Unterscheidung möglich sein. Der Bremer Arabistiker Alexander Flores untersucht diese Thesen kritisch und kommt zu einem differenzierten Ergebnis. Das verbreitete Bild von einer Scharia, die das Leben der Muslime bis ins kleinste Detail regelt und ihnen so keine Freiheit oder Wahlmöglichkeit lässt, und von einem islamischen Staat, der ihnen dieses Recht peinlich genau aufzwingt, erweist sich für ihn als falsch.
Seinen Vortrag hielt Prof. Flores im November 2017 im Domforum Köln.
Erstsendung: 07.01.2018