"Er ist an allem Schuld. Dabei tut auch ein Muslim Dinge, weil er arm oder reich, gebildet oder ungebildet, vom Land oder aus der Stadt, mächtig oder unterdrückt ist und nicht einfach nur, weil er Muslim ist." Differenzierungen seien nur der Mehrheitsgesellschaft, aber nicht "den Muslimen" gestattet.
Der Alltag im Nahen Osten wird von einer patriarchalen Kultur und einer "falsch verstandenen Religiosität, die nichts hinterfragt", geprägt, wie die Syrien-Expertin sagte. "Wenn wir uns grob vorstellen wollen, wo die Syrer gerade mental stehen, können wir uns jeweils fragen, wie wohl meine Oma das sehen würde." Wenn man ein oder zwei Generationen zurückdenke, lande man auch in Deutschland bei autoritärer Erziehung und konservativen Moralvorstellungen.
"Projektionsfläche für Ängste und Frust"
Lange sei geleugnet worden, dass Deutschland ein Einwanderungsland sei, so Helberg. "Aktuell ist es ja nicht die schiere Zahl der Geflüchteten, sondern unser Kontrollverlust, der die Stimmung so verdirbt und Angst schürt. Wir wissen nicht, wer kommt, warum, und dann haben wir auch noch Angst vor Terrorismus." Dies müsse sich "durch legale Formen der Migration" ändern. Muslime seien zur "Projektionsfläche für Ängste und Frust geworden".
Ein "Anti-Islam-Programm" wie bei der AfD sei ein gefährliches Signal heutzutage, so Helberg. Sie sagte, Religionen müssten nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sein. Jeder sei frei in seinem Glauben, solange Gesetze eingehalten würden. "Der Staat mischt sich nicht in die Wahrheitsfrage der Religion ein. Sonst könnte man auch gleich die katholische Kirche verbieten, weil sie Frauen diskriminiert."