Dem "Spiegel" (Samstag) sagte der Professor für Islamische Theologie und Religionspädagogikweiter: "Die Idee an sich ist gut, weil muslimische Gemeinden dadurch unabhängig von Zuwendungen aus dem Ausland wären. Außerdem gäbe es eine größere Transparenz hinsichtlich der Mitgliederzahlen, denn die Gläubigen müssten sich beim Einwohnermeldeamt registrieren."
Nicht umsetzbar sei die Idee, weil die allermeisten muslimischen Gemeinden in Deutschland nicht als Körperschaften des öffentlichen Rechts anerkannt seien, so der Leiter des Instituts für Islamische Theologie an der Universität Osnabrück. Dieser Status sei aber die Grundvoraussetzung, um eine Moscheesteuer analog zur Kirchensteuer erheben zu können.
Ambivalente Reaktionen bei Muslimen
Hinter der fehlenden Anerkennung stecke oft "die mangelnde politische Unabhängigkeit", so Ucar weiter: "An Ditib etwa, dem größten Moscheeverband in Deutschland, gibt es immer wieder Kritik wegen seiner Nähe zur türkischen Regierung."
Bei den Muslimen in Deutschland erlebe er ambivalente Reaktionen auf den Ruf nach einer Moscheesteuer: "Zwar sind sich alle einig, dass die Gemeinden mehr finanzielle Unterstützung benötigen. Aber viele Muslime misstrauen dem deutschen Staat, sie haben Angst vor zu viel Bevormundung. Manche befürchten, die Bundesregierung wolle eine Religionsbehörde nach türkischem Vorbild einrichten."
Besser Stiftungen einrichten?
Neben einer Moscheesteuer hält Ucar, der auch Mitglied der Deutschen Islamkonferenz ist, die Einrichtung von Stiftungen für denkbar: "Anstatt eines großen Wurfs würde ich aber kleinere, parallel laufende Modelle bevorzugen."
Vor allem sollte die Integrationsarbeit in den muslimischen Gemeinden verstärkt staatlich gefördert werden: "Und wir müssen in Deutschland endlich die Imam- Ausbildung ermöglichen, damit die Gemeinden nicht mehr auf ausländische Geistliche angewiesen sind."