Islamisten nehmen somalische Stadt ein

Die Ruhe war trügerisch

In Somalia haben Islamisten am Mittwoch die im Süden liegende Stadt Jowhar eingenommen. Bei Gefechten zwischen Kämpfern der "Union islamischer Gerichtshöfe" und Soldaten der somalischen Übergangsregierung kamen mindestens sieben Menschen ums Leben, wie Augenzeugen im britischen Rundfunksender BBC berichteten. Es war die erste Großoffensive der Islamisten seit dem Einmarsch äthiopischer Truppen in Somalia Ende 2006.

 (DR)

Äthiopien unterstützt die Übergangsregierung. Mehrere Anführer der «Union islamischer Gerichtshöfe» hatten sich in den vergangenen Wochen prinzipiell zu Gesprächen mit der Übergangsregierung bereiterklärt. Der radikal-islamische Al Shabab-Flügel schließt hingegen eine Verhandlungslösung aus. Seine Kämpfer hatten in den vergangenen Wochen mehrere somalische Städte angegriffen.

Hilfsorganisationen warnten vor einer Versorgungskrise in Somalia. Die Zahl der Flüchtlinge sei auf eine Million gestiegen, erklärten rund 40 Hilfswerke in einer gemeinsamen Erklärung. Jeden Monat kämen 20.000 neue Flüchtlinge aus der Hauptstadt Mogadischu hinzu. Helfer hätten es immer schwerer, Zugang zu den Bedürftigen zu finden.

Seit der Flucht des Diktators Siad Barre 1991 hat Somalia keine funktionierende Zentralregierung mehr. 2006 hatte die «Union islamischer Gerichtshöfe» die Hauptstadt und den größten Teil des Landes unter ihre Kontrolle gebracht. Ende 2006 wurden sie von äthiopischen Truppen zusammen mit der unter internationalen Vermittlung eingesetzten Übergangsregierung vertrieben. Seitdem führen sie einen Guerillakrieg gegen die Regierung. An diesem Donnerstag soll der UN-Sicherheitsrat über die Lage in Somalia diskutieren.