Die Deutsche Islamkonferenz bindet in Zukunft mehr muslimische Verbände ein und will auch die christlichen Kirchen an Verhandlungen beteiligen. Bei den nächsten Beratungen sollten die Themen Wohlfahrtspflege und Seelsorge im Mittelpunkt stehen, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) in einem am Samstag veröffentlichten Gespräch mit der türkischsprachigen Tageszeitung "Zaman". Zu diesen Themen könnten die Kirchen wichtige Impulse geben, erklärte der Kölner Zentralrat der Muslime. De Maizière trifft sich am Montag in Berlin mit Vertretern der Islamverbände, um über das künftige Programm der Islamkonferenz zu beraten.
Nach seinem Ausschluss aus der Islamkonferenz vor vier Jahren nimmt der in Köln sitzende Islamrat dann erstmals wieder an den Beratungen teil. Der Islamrat begrüßte seine Wiederaufnahme am Samstag. Der Verband sei erfreut über die Neuausrichtung der Islamkonferenz, hieß es. Hintergrund der Entscheidung ist der kürzliche Rücktritt von Oguz Ücüncü vom Amt des Generalsekretärs, erklärte das Bundesinnenministerium.
Rücktritt von Ücüncu
Der Islamrat war im Jahr 2010, während der ersten Amtszeit von de Maizière als Innenminister, aus der Islamkonferenz ausgeschlossen worden. Damals war gegen die Organisation Mili Görüs ermittelt worden, die dominierendes Mitglied im Islamrat ist. Mit dem Rücktritt von Ücüncu sei kein Beschuldigter der damaligen Strafverfahren mehr im Vorstand von Mili Görüs, hieß es.
De Maizière sagte, er erwarte in der nächsten Woche eine Einigung über das neue Format der Islamkonferenz. "Wir wollen eine gemeinsame Entscheidung zur Ausrichtung der Deutschen Islam Konferenz treffen, ohne einseitig Vorgaben zu machen", unterstrich der Innenminister. Früher seien die Vorgaben im Wesentlichen vom Ministerium gemacht worden.
Kirchen an Bord
Bei der Wohlfahrtspflege gehe es darum, gemeinsam zu prüfen, ob es sinnvoll und zu bewerkstelligen sei, muslimische Wohlfahrtsverbände aufzubauen, sagte de Maizière. Anders als die Kirchen haben muslimische Gemeinschaften bislang keinen Wohlfahrtsverband.
Bei den Beratungen sollen künftig auch die christlichen Kirchen eingebunden werden, wie der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Köln, Aiman Mazyek, dem epd sagte. Der Vorschlag sei von de Maizière gekommen und bei den Verbänden auf Wohlwollen gestoßen. Der Sachverstand der evangelischen und katholischen Kirche sowie der Wohlfahrtsverbände Diakonie und Caritas sei besonders bei den Themen Wohlfahrt und Seelsorge gefragt, sagte Mazyek.
Neu beteiligt wird auch die Ahmadiyya-Gemeinschaft, der als bundesweit erster muslimischer Verband 2013 in Hessen den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts zuerkannt wurde. Zu den weiteren Teilnehmern gehören der Zentralrat der Muslime, die Alevitische Gemeinde, die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken, die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), der Verband der Islamischen Kulturzentren, der Zentralrat der Marokkaner und als säkulare Organisation die Türkische Gemeinde in Deutschland.
Die Islamkonferenz wurde 2006 vom damaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) ins Leben gerufen, um den Dialog zwischen Staat und Muslimen voranzubringen. In der Vergangenheit waren die Verhandlungen von Streit über Themen und Mitglieder überschattet worden.