Staatspräsident Reuven Rivlin äußerte sich bei einem Treffen mit den Vertretern des Religionsrates am Mittwochnachmittag in seiner Jerusalemer Residenz. Es handele sich nicht um ein förmliches Treffen, sondern es gehe um Menschenleben, so der Präsident laut einer Mitteilung seines Büros. Israel blute seit Monaten "vor blindem Hass und Angst". Rivlin rief die Religionsführer zur Übernahme von Verantwortung auf. Jede Hetze berge "die Möglichkeit, diese ganze Region zu entzünden, und leider brennt unser Land", wird er zitiert.
Rivlin warnte die Religionsführer vor Schweigen angesichts von Hetze und Gewalt. Die Nutzung bestehender Rechtssysteme reiche nicht aus, um die Hetze zu überwinden. Sie könne gestoppt werden durch "eine Führung, die ein Gegenmodell präsentiert, ein Modell der Toleranz und des Respekts für den anderen, ein Modell der Geduld".
Religionsführer fordern entsprechende Erziehung der Kinder
In einer gemeinsamen Erklärung zum Abschluss des Treffens verurteilten die Religionsführer jede Form von Gewalt. Es gebe in Israel "Platz für uns alle, um in gegenseitigem Respekt, Sicherheit, Frieden zu leben, ein jeder nach seinem Glauben". Dazu sei jedoch eine entsprechende Erziehung der Kinder und Gemeinschaften nötig. Gleichzeitig betonten sie die Bedeutung der Heiligen Stätten als kulturelles und religiöses Erbe, die es zu erhalten und vor jeder Form von Entweihung zu schützen gelte.
An dem Treffen nahmen unter anderen der griechisch-orthodoxen Patriarchen Theophilos III., Israels aschkenasischer Oberrabbiner David Lau, der Präsident des Muslimrates, Scheich Mohammed Kaiyun, sowie der spirituelle Führer der Drusen, Scheich Muwaffak Tarif, teil. Von katholischer Seite saßen der Bischof von Nazareth, Giacinto-Boulos Marcuzzo, der melkitische Bischof von Akko, Haifa, Nazareth und ganz Galiläa, George Wadih Bakouni, sowie ein Vertreter der Franziskanerkustodie als Hüterin der Heiligen Stätten am Tisch.