Italiens Bischöfe befassen sich mit dem Pädophilie-Skandal

Zeitalter nach Missbrauch

Der Missbrauchsskandal beschäftigt nun auch Italien, die Bischöfe des Landes und ihren Primas - den Papst. Vorsichtig, aber unmissverständlich nutzte Benedikt XVI. seine Ansprache vor der gerade tagenden Bischofskonferenz, um zu einem offenen Umgang mit diesem Thema aufzurufen.

Autor/in:
Thomas Jansen
 (DR)

"Der Wille zu einem neuen Zeitalter der Evangelisierung verbirgt nicht die Wunden, von denen die Kirche aufgrund der Schwäche und Sünde einiger Mitglieder gezeichnet ist", sagte er. Die Kirche muss nach den Worten des Papstes wieder lernen, Buße zu tun und eine Reinigung zu akzeptieren. Benedikt XVI. bekräftigte zudem, dass im Umgang mit sexuellem Missbrauch nicht allein Vergebung, sondern auch Gerechtigkeit notwendig sei.

Der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Bischof Mariano Crociata, hatte die Missbrauchsfälle in der italienischen Kirche zuvor erstmals beziffert und von rund 100 kirchenrechtlichen Verfahren in den vergangenen zehn Jahren gesprochen. Wie viele dieser Fälle mit einer Verurteilung endeten, ließ Crociata offen. Zugleich wies er darauf hin, dass die Bischofskonferenz keine Sonderkommission zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen durch Kleriker einrichten werde. Die Richtlinien der Glaubenskongregation sowie der Brief der Papstes an die irische Kirche enthielten schon alle Anweisungen, die für ein solches Unterfangen notwendig seien. Mit Blick auf die Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen hob Crociata hervor, dass die italienische Gesetzgebung eine Meldepflicht für Missbrauchsfälle nicht kenne. Dies schließe eine Zusammenarbeit jedoch keineswegs aus, sagte der Generalsekretär.

Dass das Thema Missbrauch nun auch die italienische Kirche erreicht hat, machte der Konferenzvorsitzende Kardinal Angelo Bagnasco schon in seiner Eröffnungsrede vor der Vollversammlung deutlich. Darin bekräftigte er, dass die italienische Kirche "keinen Kompromiss" eingehen werde; die Opfer müssten im Mittelpunkt stehen. Der Genueser Oberhirte wies darauf hin, dass die italienischen Bischöfe bereits seit einigen Jahren Anstrengungen für eine sorgfältigere Auswahl und Ausbildung der Priesteramtskandidaten unternommen hätten. Zudem hob Bagnasco hervor, dass man alles unternehme, was das Vertrauen in die Kirche fördere.

Medien berichten über Missbrauch
Ein großes Echo fanden diese Äußerungen in der italienischen Presse nicht. Die zwei größten überregionalen Tagezeitungen "La Repubblica" und "Corriere della Sera" berichteten nur auf den hinteren Seiten über die Bischofsversammlung. Beide Blätter erwähnten auch, dass die Deutsche Bischofskonferenz eine Sonderkommission für Missbrauchsfälle einrichte, ohne dies jedoch mit einer direkten Kritik an die Adresse der italienischen Kirche zu verbinden.

Insgesamt konzentrierte sich die Aufmerksamkeit der italienischen Medien in den vergangenen Wochen mehr auf einzelne Missbrauchsfälle. Über die Verhaftung eines Mailänder Priesters wegen einschlägiger Delikte berichtete der "Corriere" mit einem Anreißer auf der Titelseite - während die Auseinandersetzung der Bischofskonferenz mit dem Thema weit hinten folgte. Für Aufsehen sorgte in der vergangenen Woche ferner der Auftritt von Bischof Gino Reali im Verfahren gegen einen römischen Priester, der sich wegen sexuellen Missbrauchs in der italienischen Hauptstadt vor Gericht verantworten muss. Auf die Frage, warum er angesichts der Missbrauchsvorwürfe nichts gegen seinen Geistlichen unternommen habe, gab der Leiter der Diözese Porto-Santa Rufina in der Nähe von Rom unter anderem zu Protokoll, er habe den Pfarrer ermahnt, seine Kontakte einzuschränken und keine Jungen mehr zu Hause zu empfangen.