domradio.de: Sie sind gerade schon am Flughafen Santiago de Compostela und fliegen wieder nach Hause. Den Jakobsweg haben Sie hinter sich, aber Sie sind nicht die Hauptroute gepilgert. Welche Strecke haben Sie denn gewählt?
Vanessa Sprung (Pilgerin): Wir sind den "Camino Portugués" gegangen. Kurz vor Porto sind wir gestartet und dann über Portugal nach Spanien hochgelaufen.
domradio.de: Was war denn an diesem portugiesischen Pilgerweg anders? Wahrscheinlich haben Sie weniger Jakobspilger getroffen, oder?
Sprung: Ja, genau. In Portugal waren wirklich stundenlang alleine auf der Strecke, so wie wir es uns erhofft hatten. Als wir dann über die spanische Grenze kamen, so ab Tui, wurde es etwas voller. Aber wir hatten eigentlich das Glück, dass wir auf der Strecke meist für uns waren. Weder vor uns, noch hinter uns waren irgendwelche Leute. Kurz vor Santiago de Compostela waren wir auch wieder alleine, sodass man sich auch auf sich konzentrieren und noch mal reflektieren konnte. Das war wirklich sehr schön.
domradio.de: Vor allem die Pilgerherbergen sind meistens überfüllt. War denn auch die Suche nach Übernachtungsmöglichkeiten entspannter?
Sprung: Leider nein. Als wir gestartet sind, haben wir Herbergen gefunden, ohne uns vorher darum zu kümmern. Aber schon beim letzten Stop in Portugal bekamen wir in den Herbergen keine Unterkunft mehr. Dann mussten wir im Hotel übernachten. Ab Spanien musste man mindestens einen Tag vorher in den Herbergen anrufen und versuchen, ein Zimmer zu reservieren oder bei den öffentlichen Herbergen schon ab 13 Uhr vor der Tür stehen, um eines der Betten zu bekommen.
domradio.de: Wie sind sie denn überhaupt auf die Idee gekommen, den "Camino Portugués" und nicht den klassischen "Camino Francés" zu gehen, über den Harpe Kerkeling geschrieben hat?
Sprung: Unser erster Plan war, auch den "Camino Francés" zu gehen. Das hatten wir eigentlich schon alles geplant. Wir haben uns dann fünf Tage vorher kurzfristig umentschieden, weil es auf dem Jakobsweg so voll sein soll. Zudem enthält die Strecke des "Camino Portugués" viele Küstenabschnitte, und das waren wirklich tolle Eindrücke. Wir haben die Entscheidung nicht bereut.
domradio.de: Was hat Ihnen denn besonders gefallen?
Sprung: Das für sich sein. Den ganzen Tag einfach nur zu gehen und sich dem einfach mal so hinzugeben. Für mich war ganz entscheidend, dass es auf der Strecke kein Datum, keine Uhrzeit gab. Wir sind einfach nur gegangen und haben die Zeit genossen. Es war eine absolute Entschleunigung, was ich mir auch so erhofft hatte. Das war einfach unbeschreiblich.
Das Interview führte Milena Furman.