Jaschke empört über Bewegungen wie Pegida

"Sie fliehen aus bitterer Not"

Der Hamburger katholische Weihbischof Hans-Jochen Jaschke hat rechtspopulistische Bewegungen wie Pegida scharf kritisiert. Die Menschen, die aus ihren Heimatländern fliehen, tun dies aus einer "bitteren Not", sagte er am Mittwochabend in Hamburg.

Weihbischof Hans-Jochen Jaschke (KNA)
Weihbischof Hans-Jochen Jaschke / ( KNA )

"Was mich empört, sind Sprüche wie der vom Untergang des Abendlandes", so Jaschke. Auch von Wirtschaftsflüchtlingen zu reden, sei zynisch. "Die Ursache der Flucht ist die blanke, bittere Not. Die machen sich nicht aus Lust und Dollerei auf den Weg", so der Bischof bei einem Podiumsgespräch im Ökumenischen Forum HafenCity.

Nach dem Zweiten Weltkrieg habe Deutschland rund 15 Millionen Flüchtlinge aufgenommen, gab Jaschke zu bedenken. "Das ging irgendwie. Dann muss das doch auch heute zu schaffen sein." Es sei "beeindruckend und berührend", wie viele Menschen sich hierzulande um die Flüchtlinge kümmerten. Doch auch jene, die sich angesichts der Flüchtlingsdebatte Sorgen machten, müssten ernst genommen werden.

Zwischen Wut und Fürsorge

Hamburgs evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs erklärte, in der Bevölkerung seien mitunter "diffuse Ängste" gegenüber Flüchtlingen im Spiel, bei manchen eine "Wahnsinnswut", wie die mehr als 600 Brandanschläge gegen Flüchtlingsunterkünfte zeigten. Das mache ihr Angst, sagte Fehrs. Andererseits hätten viele Menschen die Herausforderungen der Flüchtlingskrise angenommen. "Uns wachsen Menschen und Kräfte zu, von denen wir gar nichts geahnt haben, gerade auch viele junge Leute", so die Bischöfin. Es sei faszinierend, mit welcher Selbstverständlichkeit und Professionalität die Ehrenamtlichen die Arbeit für die Flüchtlinge organisierten.

Die Bischöfin, die kürzlich Flüchtlingslager in Jordanien besucht hatte, nannte das Versagen der internationalen Gemeinschaft eine der Ursachen für die Fluchtbewegungen. Da die reichen Länder zu wenig in das World Food Programm (WFP) einzahlten, verelendeten die Flüchtlinge in Jordanien immer mehr und machten sich daher erneut auf den Weg. Manche gingen nach Syrien zurück, andere kämen nach Europa.

Große Belastungsprobe

Leonardo Emberti von der Gemeinschaft Sant'Egidio warnte davor, dass der Libanon und das kurdische Gebiet im Nordirak unter der Last des Flüchtlingszustroms zusammenbrechen könnten. Der Libanon habe bei einer Bevölkerungszahl von 4 Millionen etwa 1,5 Millionen Schutzsuchende aufgenommen, der Nordirak bei 5 Millionen Einwohnern etwa 1,3 Millionen Flüchtlinge. Ein Zusammenbruch könne katastrophale Folgen haben, auch für die Christen in der Region. Nur im Libanon und im Nordirak seien Christen im Mittleren Osten noch relativ sicher.

Die katholische Bewegung Sant'Egidio widmet sich der karitativen Arbeit, der Diplomatie in Bürgerkriegsgebieten sowie dem Dialog der Religionen. Sie hat nach eigenen Angaben rund 60.000 Mitglieder in 70 Ländern, davon 5.000 in Deutschland.


Quelle:
KNA