"Schätzungen zufolge sind durch den Krieg im Jemen fast 400.000 Menschen ums Leben gekommen, und mehr als 21 Millionen Menschen benötigen humanitäre Hilfe", sagte der Sprecher von Islamic Relief, Nuri Köseli, am Sonntag in Köln. 17,4 Millionen Menschen seien akut von Hunger und Nahrungsmittelknappheit betroffen. Die von Islamic Relief im Jemen unterstützten Kliniken hätten Mühe, die vielen unterernährten Patienten, insbesondere Kinder, zu versorgen, beklagte Köseli.
Neben der Bevölkerung im Jemen leide auch die Umwelt unter den Auswirkungen der anhaltenden Krise. Aufgrund der Blockade der von den Huthi kontrollierten Gebiete und der Einfuhrbeschränkungen für den Hafen der Stadt Al Hodeidah im Westen des Landes am Roten Meer seien Menschen und Unternehmen gezwungen, Bäume für Brennholz zu fällen, erzählte Köseli. Seit 2018 wurden demnach mehr als fünf Millionen Bäume gefällt. "Allein in der Hauptstadt Sana'a werden jährlich mehr als 889.000 Bäume gefällt, um Bäckereien und Restaurants zu versorgen."
Leben von der Substanz
Die steigende Nachfrage nach Holz hat eine Welle der Abholzung ausgelöst, wie es weiter hieß. So hätte die hohe Arbeitslosigkeit dazu geführt, dass Landwirte, die ihre Felder aufgrund des Krieges nicht mehr bewirtschaften können, sich dem Holzeinschlag zuwendeten. Zugleich seien Schutzmaßnahmen für Wälder und Waldgebiete aufgegeben worden.
Abholzung und Wüstenbildung verschärfen laut der Hilfsorganisation das bestehende Problem der Ernährungsunsicherheit im Jemen, indem sie einstige landwirtschaftliche Nutzflächen vernichten und die Quellen für sauberes Trinkwasser erschöpfen. 75 Prozent der jemenitischen Bevölkerung lebten in ländlichen Gebieten und seien auf stabile klimatische Bedingungen angewiesen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
7 Jahre Bürgerkrieg
Im Jemen kämpft die Regierung seit sieben Jahren mit Hilfe Saudi-Arabiens und anderer Mächte gegen die Huthi-Rebellen, die vom Iran unterstützt werden. Die Vereinten Nationen veranschlagen für das laufende Jahr rund 4,3 Milliarden US-Dollar (3,9 Milliarden Euro) für die Hilfe in dem Land. Bei einer Konferenz Mitte März haben Geber davon knapp 1,3 Milliarden US-Dollar (1,2 Milliarden Euro) zugesagt.
Islamic Relief ist nach eigenen Angaben seit 1998 im Jemen tätig und hat nach der Eskalation der Krise im Jahr 2015 in Kooperation mit UN-Organisationen ihre Ernährungs-, Gesundheits- und Bildungsprogramme in dem Land deutlich verstärkt. Zudem wurde ein Waisenpatenschaftsprogramm gestartet.