Jerusalemer Benediktiner bleiben trotz Ausreise-Aufforderung in Israel

Klostergemeinschaft als "Hoffnungsinsel"

Der Jerusalemer Benediktinerabt Nikodemus Schnabel hat angekündigt, dass seine Klostergemeinschaft trotz der kriegerischen Handlungen in Israel in Jerusalem bleiben werde. Die größte derzeitige Gefahr sind für ihn keine Raketen.

Nikodemus Schnabel, Abt der Benediktinerabtei Dormitio / © Andrea Krogmann (KNA)
Nikodemus Schnabel, Abt der Benediktinerabtei Dormitio / © Andrea Krogmann ( KNA )

"Wir bleiben. Jeder einzelne meiner Mitbrüder hat für sich entschieden, dass er bleiben will – obschon uns Deutschland immer wieder zur Ausreise auffordert", sagte Schnabel dem schweizerischen Portal kath.ch (Donnerstag). Jeder der Mönche in der Jerusalemer Dormitio-Abtei habe gelobt, in Israel zu bleiben. Er und seine Klostergemeinschaft versuchten "Hoffnungsinseln in einem Ozean von Leid" zu sein.

Teilnehmer des Studienjahrs evakuiert

Anders sei es mit den Teilnehmern des theologischen Studienjahres in Jerusalem. Sie seien Anfang der Woche aus Jerusalem nach Rom evakuiert worden: "Die Bundesrepublik Deutschland hat das entschieden, weil es hier nicht mehr sicher sei, und die meisten unserer Studierenden sind Deutsche", so Schnabel. Diese Evakuierung treffe ihn hart, weil die Teilnehmenden des Studienjahres bewusst in Israel für die Situation beten wollten und das Land nun "schweren Herzens verlassen haben".

Schnabel kündigte zudem an, weiterhin den klösterlichen Alltag mit all seinen Angestellten beizubehalten. "Mein Hauptfokus liegt im Moment auf meinen Angestellten. Wenn ich diese Leute entlasse, mache ich sie zu Bettlern", so Schnabel. Dafür versuche er in Europa Spenden zu sammeln.

Dormitio-Abt sieht in jüdischen Extremisten Gefahr für Christen

Abt Nikodemus Schnabel sieht zudem in jüdischen Extremisten die größte Gefahr für Christen in Israel. "Es gibt Videos von Leuten, die in unserer Kirche sind, und sagen, dass sie das alles zerstören wollen. Das ist viel bedrohlicher für uns als die Raketen", sagte Schnabel dem schweizerischen Portal kath.ch (Donnerstag). Es gebe Menschen in Israel, die Christen "hassen und diesen Hass konkret formulieren".

Schnabel nannte eine "kleine Gruppe jüdischer Extremisten", die gezielt Übergriffe auf Christen in Jerusalem verübten. Diese Attacken hätten seit dem Amtsantritt der derzeitigen israelischen Regierung und seit Itamar Ben-Gvir Minister für nationale Sicherheit ist, also seit Dezember 2022, zugenommen, so Schnabel. Trotz allem gebe es aber auch "sehr viele wunderbare einheimische Jüdinnen und Juden", die freundschaftlich an der Seite der Christen stünden.

Dormitio-Abtei

Dormitio-Abtei in Jerusalem / © Renardo Schlegelmilch (DR)
Dormitio-Abtei in Jerusalem / © Renardo Schlegelmilch ( DR )

Die deutschsprachige Benediktinerabtei der Dormitio gehört als Blickfang zur Silhouette Jerusalems. Der Bau des Klosters auf dem Zionsberg am Rande der Altstadt begann im März 1906. Es befindet sich dort, wo nach kirchlicher Überlieferung das Letzte Abendmahl Jesu und die Herabkunft des Heiligen Geistes auf die Apostel stattfanden. Abt ist Bernhard Maria Alter.

Quelle:
KNA