Das schreibt Bugnyar in seinem Neujahrs-Newsletter aus Jerusalem. "Vermeinen wir bitte nicht, wir wären informiert und zu Experten mutiert, nur weil wir täglich den Nachrichten folgen", so der Priester. "Bilder können trügen; viele sogar absichtlich. Es herrscht auch ein Krieg der Narrative, der öffentlichen Meinungen."
Scherbenhaufen
Der tiefe Graben, der nach dem Massaker der radikalislamischen Hamas vom 7. Oktober entstanden sei, bereite ihm große Sorge, so Bugnyar weiter. "Das Vertrauen zwischen Israelis und Palästinensern, das es zumindest noch in Restbeständen gegeben hatte, ist grundlegend zerstört. Eine Lösung ferner denn je. Ein Scherbenhaufen, der unser aller Anstrengung brauchen wird, um ihn wieder zu kitten."
Vorurteile abschaffen
"Stellvertreterkriege" seien das falsche Signal: "Sie und ich sind weder Israeli noch Palästinenser. Sie und ich werden es auch nicht, indem wir uns Kippa und Keffiya zulegen", mahnte der katholische Priester. "Weder Israelis noch Palästinensern ist geholfen, wenn wir die bestehenden Vorurteile verstärken, indem wir sie uns aneignen und wiederholen. Lassen wir das bitte."
Weiter erinnerte Bugnyar daran, dass noch immer mehr als 100 Israelis als Geiseln in den Händen der Hamas seien. "Würden sie freigelassen, schnell und bedingungslos, wäre der Krieg in Gaza zu Ende." Schließlich würde der internationale Druck auf die israelische Regierung weiter steigen, der Gewalt ein Ende zu setzen, zeigte sich der Hospiz-Rektor überzeugt.
Geiseln des Krieges
"Mit der Freilassung der Geiseln entfällt der Kriegsgrund. Bis dahin gibt es in Gaza zwei Gruppen von Geiseln der Hamas: Die israelischen und die palästinensische Zivilbevölkerung", schreibt Bugnyar.
Das österreichische Pilger-Hospiz zur Heiligen Familie liegt an der Via Dolorosa im muslimischen Viertel der Jerusalemer Altstadt. Es ist das älteste nationale Pilgerhaus im Heiligen Land.