Der Nürnberger Jesuit und Klimaaktivist Jörg Alt hofft in "eigentlich hoffnungsloser" Lage auf Gott. In dem aktuell erschienenen Buch "Warum heute Christ*in sein?" schreibt der Sozialethiker, nach menschlichen Maßstäben sei die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten. Doch seine Erfahrung aus vielen Jahren gesellschaftspolitischer Arbeit zeigten, "dass Gott auf krummen Linien gerade schreiben kann" und unerwartete Türen öffne, so Alt.

So habe er Hoffnung, dass es auch im Fall der heraufziehenden Klimakatastrophe noch nicht zu spät sei, um mit Gottes Hilfe wenigstens das Schlimmste noch irgendwie aufhalten zu können.
Fridays for Future als Augenöffner
Der Jesuit berichtet, er sei in den Orden eingetreten, weil er gelernt habe: "Jesuiten beten nicht nur, sondern arbeiten auch für eine konkret bessere Welt." Er habe sich für die Rechte von Flüchtlingen eingesetzt, für entwicklungspolitische Themen und gegen Umweltzerstörung und Klimawandel.
Dabei habe er schon in den 2000er Jahren gemerkt, wie der Klimawandel die Ernährungssicherheit von Menschen bedrohe, so Alt. Damals habe er noch geglaubt, mit etablierten Mitteln Meinung und Politik beeinflussen zu können.
Fridays for Future-Engagierte hätten ihm 2019 erklärt, was Kipppunkte seien. "Und ich verstand auf einmal, dass ich tatsächlich jahrzehntelang die Brisanz des Problems nicht verstanden hatte." Der Aktivist mahnt: "Wenn wir nicht weiter nach Wegen suchen, den dahinplätschernden Alltag der Menschen zu unterbrechen, um ihre Aufmerksamkeit und ihr Nachdenken auf unsere Themen zu zwingen, wird es der Klimawandel tun."

Das könne schneller und härter geschehen, als bislang gedacht. Er ergänzt: "Wir leben in Zeiten nie dagewesener Herausforderungen und sind gerade dabei, aus Trägheit, Ignoranz, Bequemlichkeit und Profitstreben den Kampf gegen die Naturgesetze und die Physik zu verlieren."
Im Sammelband "Warum heute Christ*in sein?" geben 21 evangelische und katholische Christinnen und Christen ihre persönlichen Antworten auf die Frage, was sie in ihrem Leben trägt.
So ist der Glaube für die evangelische Theologin Margot Käßmann politisch. Politiker Wolfgang Thierse denkt zurück an das Katholisch-Sein in der DDR. Journalist Heribert Prantl kommt zu Wort, ebenso wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann und weitere profilierte junge und ältere Christinnen und Christen.