Jesuit Alt hat Hoffnung trotz drohender Klimakatastrophe

"Mit Gottes Hilfe das Schlimmste aufhalten"

"Wir verlieren den Kampf gegen die Naturgesetze", warnt Jörg Alt. Der Klimaaktivist und Jesuit sieht die Welt an einem Kipppunkt. Dennoch glaubt er trotz seiner Ansicht nach hoffnungslosen Lage an eine Rettung.

Dürre / © yuthapong kaewboon (shutterstock)

Der Nürnberger Jesuit und Klimaaktivist Jörg Alt hofft in "eigentlich hoffnungsloser" Lage auf Gott. In dem aktuell erschienenen Buch "Warum heute Christ*in sein?" schreibt der Sozialethiker, nach menschlichen Maßstäben sei die Katastrophe nicht mehr aufzuhalten. Doch seine Erfahrung aus vielen Jahren gesellschaftspolitischer Arbeit zeigten, "dass Gott auf krummen Linien gerade schreiben kann" und unerwartete Türen öffne, so Alt.

Jörg Alt an einer Wand nach einer Straßenblockade für eine andere Klimapolitik am 28. Oktober 2022 in München / © Christian Wölfel (KNA)
Jörg Alt an einer Wand nach einer Straßenblockade für eine andere Klimapolitik am 28. Oktober 2022 in München / © Christian Wölfel ( (Link ist extern)KNA )

So habe er Hoffnung, dass es auch im Fall der heraufziehenden Klimakatastrophe noch nicht zu spät sei, um mit Gottes Hilfe wenigstens das Schlimmste noch irgendwie aufhalten zu können.

Fridays for Future als Augenöffner

Der Jesuit berichtet, er sei in den Orden eingetreten, weil er gelernt habe: "Jesuiten beten nicht nur, sondern arbeiten auch für eine konkret bessere Welt." Er habe sich für die Rechte von Flüchtlingen eingesetzt, für entwicklungspolitische Themen und gegen Umweltzerstörung und Klimawandel. 

Dabei habe er schon in den 2000er Jahren gemerkt, wie der Klimawandel die Ernährungssicherheit von Menschen bedrohe, so Alt. Damals habe er noch geglaubt, mit etablierten Mitteln Meinung und Politik beeinflussen zu können.

Fridays for Future-Engagierte hätten ihm 2019 erklärt, was Kipppunkte seien. "Und ich verstand auf einmal, dass ich tatsächlich jahrzehntelang die Brisanz des Problems nicht verstanden hatte." Der Aktivist mahnt: "Wenn wir nicht weiter nach Wegen suchen, den dahinplätschernden Alltag der Menschen zu unterbrechen, um ihre Aufmerksamkeit und ihr Nachdenken auf unsere Themen zu zwingen, wird es der Klimawandel tun." 

Plakat mit der Aufschrift Planet vor Profit während einer Fridays-for-Future-Großdemonstration anlässlich des globalen Klimastreiks / © Harald Oppitz (KNA)
Plakat mit der Aufschrift Planet vor Profit während einer Fridays-for-Future-Großdemonstration anlässlich des globalen Klimastreiks / © Harald Oppitz ( (Link ist extern)KNA )

Das könne schneller und härter geschehen, als bislang gedacht. Er ergänzt: "Wir leben in Zeiten nie dagewesener Herausforderungen und sind gerade dabei, aus Trägheit, Ignoranz, Bequemlichkeit und Profitstreben den Kampf gegen die Naturgesetze und die Physik zu verlieren."

Im Sammelband "Warum heute Christ*in sein?" geben 21 evangelische und katholische Christinnen und Christen ihre persönlichen Antworten auf die Frage, was sie in ihrem Leben trägt. 

So ist der Glaube für die evangelische Theologin Margot Käßmann politisch. Politiker Wolfgang Thierse denkt zurück an das Katholisch-Sein in der DDR. Journalist Heribert Prantl kommt zu Wort, ebenso wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann und weitere profilierte junge und ältere Christinnen und Christen.

"Fridays for Future"

Anstatt freitags in die Schule oder Universität zu gehen, treibt es junge Anhänger der "Fridays for Future"-Bewegung  weltweit auf die Straße. Sie fordern von ihren jeweiligen Regierungen eine bessere Klimapolitik.

Luisa Neubauer von Fridays for Future legt für den alternativen Klimastreik Protestplakate für den Klimaschutz aus / © Kay Nietfeld (dpa)
Luisa Neubauer von Fridays for Future legt für den alternativen Klimastreik Protestplakate für den Klimaschutz aus / © Kay Nietfeld ( (Link ist extern)dpa )