Eine weiße Taube fliegt nach Italien und lässt sich in Rom nieder. Papst Franziskus nimmt sie auf seine Hand und entlässt sie erneut in die Luft - und die Taube fliegt und fliegt um die halbe Welt, ehe sie in Taiwan landet. So beginnt die taiwanesische Serie "Oh My God - Hello Pope", die der von den Jesuiten betriebene Fernsehsender Kuangchi Program Service (KPS) seit Kurzem einmal pro Woche ausstrahlt.
Der Vize-Direktor des Jesuiten-Ordens in Taiwan, Bruder Jerry Martinson, erzählt, wie die Idee zum Titel entstand: Vor einiger Zeit hätten die Jesuiten eine Audienz beim Papst im Vatikan gehabt und ihm dabei eine DVD mit Dokumentationen über die Kirche in China gezeigt, die die ordenseigene Fernsehstation in der Vergangenheit gesendet hatte. Auf die Ankündigung der Ordensleute hin, eine Fernsehsendung über den Papst selbst produzieren zu wollen, habe dieser mit dem freudig überraschten Ausruf "Oh my God" ("Oh mein Gott") reagiert. Damit sei der Titel geboren gewesen.
Fernsehen bildet
Jede Folge der Serie dauert 30 Minuten; die Sendung wird von Martinson moderiert. Unterstützt wird er von zwei jungen Co-Moderatoren, die mit "Oh My God"-T-Shirts durch das Land reisen, um kirchliche Einrichtungen zu besuchen und deren Arbeit vorzustellen.
Luodong etwa im Nordosten Taiwans ist ein Ziel dieser Erkundungstouren. Dort gibt es ein katholisches Jugendzentrum, das vor rund 50 Jahren von einem aus Italien eingewanderten Mitglied des Kamillianer-Ordens gegründet wurde. Heute ist das Zentrum Anlaufstelle und Bildungsort für Kinder und Jugendliche. Eine andere Folge der Serie handelt von einer Einrichtung der schweizerischen Missionsgesellschaft Bethlehem, die in verschiedenen Städten in Taiwan vertreten ist und sich unter anderem um die Weiterbildung von Seelsorgern kümmert.
"Es ist unser Wunsch, unseren Zuschauern die vielen bewegenden und inspirierenden Geschichten, die in der Kirche heute in allen Ecken Taiwans passieren, zu erzählen", sagt die Direktorin des Senders, Jessica Chuang Li-hung. Immer wieder wird dabei Bezug auf den Papst genommen, dessen "Werte, Prioritäten und Ziele" den Taiwanesen ebenfalls vermittelt werden sollen.
Immer mehr Taiwaner gehen in die Kirche
Im Gegensatz zu China, wo die Religionen unter strenger staatlicher Aufsicht stehen und Gläubige immer wieder der Willkür des kommunistischen Regimes ausgesetzt sind, herrscht in Taiwan große religiöse Toleranz. China betrachtet die Insel zwar als Teil des Landes, die Taiwanesen selbst sehen sich aber als unabhängig. Der christliche Glaube kam mit den spanischen und niederländischen Seefahrern nach Taiwan, blieb aber eine Minderheitenreligion. Etwa vier Prozent der 23 Millionen Taiwanesen bekennen sich zum Christentum.
"Die meisten Menschen, vor allem die älteren, sind Buddhisten oder Taoisten", sagt die Taiwanesin Peilun, die in der Hauptstadt Taipeh aufgewachsen ist. "Die jungen Leute sind offener, immer mehr von ihnen gehen zur Kirche." Weil sie, so sagt Peilun, besser über den christlichen Glauben informiert seien.
Der Jesuiten-Sender hofft, dass die TV-Serie zu noch mehr Information und Aufklärung beiträgt. Und so rufen die drei Moderatoren am Ende der Sendung mit zum Himmel gereckten Händen hoffnungsfroh: "Oh my God!"