Der Jesuitenpater und Schulleiter Klaus Mertes ist gegen eine allgemeine Rückkehr zur neunjährigen Gymnasialzeit G9. Er sei seinerzeit Gegner vom achtjährigen Gymnasium gewesen, "dann mussten wir bundesweit - bis auf Ausnahmen - auf G8 umstellen", schreibt Mertes am Dienstag in einem Standpunkt für das Internetportal "katholisch.de". Nun wollten viele Bundesländer nach mehr als zehn Jahren Arbeit zurück zum G8. Das Hin und Her richte jedoch dauerhaften Schaden beim Vertrauen in das Bildungssystem an.
"Deswegen bin ich jetzt gegen den Rückumbau auf G9", so Mertes.
Die Folgen jahrelanger Umbauarbeiten
Diese Reform der Reform hätte nämlich für die Schulen erneut jahrelange Umbauarbeiten zur Folge und ziehe für weitere Jahre "Lehrer- und Schulleiterenergie vom Kerngeschäft ab: Unterrichten, pädagogische Arbeit. Allgemeinbildung, die Fähigkeit zu kritischem Denken und kontinuierlicher Fremdsprachenerwerb ab der Unterstufe - das sind die Markenzeichen gymnasialer Bildung", bekräftigt der Ordensmann. Diese Dinge ließen sich aber sowohl in G8 wie in G9 realisieren.
Je länger er den Schulstreit um G8 und G9 in Deutschland beobachte, so Mertes weiter, umso mehr wundere er sich über das Unverständnis für die Institution Schule in der Gesellschaft: "Vielleicht haben wir Lehrerinnen und Lehrer uns in den letzten Jahren nicht laut genug in die Debatten eingemischt und sie stattdessen zu sehr den Bildungsökonomen und Finanzpolitikern überlassen, sowie vor allem den Stammtischen und Talkrunden, in die man sich mit Lehrerhasser- und Elternbeschimpfungsbüchern hineinschreiben kann."
Jesuitenpater Mertes machte Anfang 2010 als Rektor Missbrauchsfälle am Berliner Canisius-Kolleg publik und brachte damit eine Welle weiterer Enthüllungen in der deutschen Kirche ins Rollen. Seit 2011 ist der Buchautor und Publizist Direktor des Jesuitenkollegs Sankt Blasien im Schwarzwald.