Papst Franziskus am Hochfest Peter und Paul

Jesus will keine "Titelseiten-Christen"

Petrus und Paulus haben "menschlich versagt", sagt Papst Franziskus am Hochfest der beiden Heiligen. Nichtsdestotrotz seien sie in ihrer Offenheit für Gott ein Vorbild für die Christen. 

Papst Franziskus / © Vatican Media (KNA)
Papst Franziskus / © Vatican Media ( KNA )

Papst Franziskus hat Christen aufgerufen, sich nicht mit Mittelmaß zu begnügen und lebendige Zeugen ihres Glaubens zu sein. "Bitten wir um die Gnade, keine lauen Christen zu sein, die mittelmäßig leben, die die Liebe erkalten lassen", sagte er am Samstag im Vatikan.

Beim Gottesdienst zum Fest der Apostel Petrus und Paulus rief er zu Demut und Nachahmung der beiden auf. "Sie lebten nach dem einzigen Maßstab, der in der Nachfolge Christi möglich ist: den, der maßlosen Liebe", predigte das Kirchenoberhaupt im Petersdom.

Nicht nur Heiliges lesen, sondern die Liebe leben 

Es reicht laut dem Papst nicht, im Internet und Zeitungen von heiligen Dingen zu lesen, und die Geschichte Jesu zu kennen. Vielmehr müsse "mit Jesus eine Geschichte der Liebe" gelebt werden.

Jesus suche keine "Titelseiten-Christen", sondern "Zeugen, die jeden Tag zu ihm sagen: "Herr, du bist mein Leben." Petrus und Paulus hätten zwar "menschlich versagt", sie seien als reuige Sünder aber im Herzen offen gewesen für Gott. Mit Hilfe seiner Vergebung sei für alle ein Neuanfang möglich.

"Der Herr vollbringt keine Wunder mit denen, die glauben, dass sie gerecht sind, sondern mit denen, die wissen, dass ihnen etwas fehlt", so das Kirchenoberhaupt.

Franziskus segnet die Pallien der Erzbischöfe

Zu Beginn des Gottesdienstes segnete Franziskus gemäß der Tradition die sogenannten Pallien, Ehrenzeichen für im vergangenen Jahr ernannte Leiter von Erzbistümern. Es handelt sich um schmale, mit Kreuzen bestickte Streifen aus weißer Lammwolle, die über dem Messgewand getragen werden. Diese Stolen sollen die besondere Verbundenheit der Erzbischöfe mit Rom ausdrücken.

Den so genannten Metropolitanerzbischöfen sagte der Papst, das Pallium sei Zeichen dafür, "dass Hirten nicht für sich selbst, sondern für die Schafe leben". Unter den 31 Anwärtern war dieses Jahr keiner aus dem deutschsprachigen Raum.

 

"Neid ist Essig fürs Herz"

Franziskus rief beim Mittagsgebet dazu auf, andere wertzuschätzen und deren Gaben ohne Neid anzuerkennen. Neid verursache Bitterkeit: "Er ist Essig der über das Herz geschüttet wird." Es gehe hingegen darum, die Einheit der Kirche im Glauben zu erkennen. "Unsere Kirche, Brüderlichkeit", unterstrich er.

Der Papst betonte zudem, dass Gott seine Kirche liebe, unabhängig von Fehlern und Verrat. Zugleich rief er auch die Christen auf, ihre Kirche zu lieben. Es gelte zudem, auch für Andersdenkende zu beten und diese ebenso zu lieben.

An der vorangegangenen Festmesse im Petersdom nahm auch der türkische Botschafter beim Heiligen Stuhl, Lütfullah Göktas, teil. Das Fest der Apostelfürsten Petrus und Paulus wird auch im türkischen Antakya, dem antiken Antiochia, jährlich am 29. Juni begangen.

"Auf dem Weg zur vollen Einheit"

Auch auch eine Delegation des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel hatte wie üblich an der Feier teilgenommen. Dies sei eine Erinnerung daran, "dass wir uns auch auf dem Weg zur vollen Einheit unter den Gläubigen und in der Gemeinschaft auf allen Ebenen nicht schonen dürfen", sagte das Kirchenoberhaupt in seiner Predigt. Es gehe darum, sich mit Gott zu versöhnen und einander zu vergeben um dann gemeinsam Jesus zu bezeugen, so Franziskus.

Die orthodoxe Delegation wurde von Erzbischof Job Getcha von Telmissos als Vertreter von Patriarch Bartholomaios I. angeführt. Getcha ist Repräsentant des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel beim Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf.

Die katholische Kirche gedenkt der Apostel Petrus und Paulus am 29. Juni. Sie starben der Überlieferung nach um das Jahr 64 als Märtyrer in Rom und sind auch Schutzheilige der Stadt, weshalb der Tag in Rom und im Vatikan Feiertag ist. Seit mehr als 40 Jahren kommt eine orthodoxe Delegation des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel zu den Feierlichkeiten.

Der Vatikan seinerseits entsendet jeweils zum Andreasfest am 30. November eine Delegation zu den Feierlichkeiten mit Patriarch Bartholomaios I. anlässlich des Patronatsfests des Ökumenischen Patriarchats in Istanbul.

 

Quelle:
KNA