Jesusfiguren aus St. Aposteln entwendet

Ein gewaltsamer Diebstahl

Die Empörung in St. Aposteln in groß: In der Kölner Innenstadtkirche haben Diebe am Dienstag die Jesusfiguren aus dem Kreuzweg herausgebrochen und mitgenommen. Domradio.de sprach mit dem Sicherheitsbeauftragten von St. Aposteln.

Die Kölner Basilika St. Aposteln / © Alexander Foxius (DR)
Die Kölner Basilika St. Aposteln / © Alexander Foxius ( DR )

domradio.de: Wie konnte der Diebstahl überhaupt mitten am Tag geschehen?

Stefan Weirich (Sicherheitsbeauftrager von St. Aposteln): Zunächst einmal ist das Entsetzen groß, die Tat hat überrascht. Auch die Schwere der Tat, nämlich, dass Werkzeuge benutzt worden sind, um Figuren herauszubrechen aus einem Wandrelief. Die Betroffenheit der Menschen ist sehr groß. Die Tat fand zu einem Zeitpunkt statt, an dem ein Wechsel stattgefunden hat und keine Kirchenaufsicht im Kirchenraum war. Der oder die Täter müssen wohl genau diesen Zeitpunkt abgepasst haben.

domradio.de:  Also wahrscheinlich ein geplanter Diebstahl. Wann ist Ihnen der Diebstahl aufgefallen?

Stefan Weirich: Wir haben das ermittelt, wer wann was gesehen hat. Ich habe alle Zeugen selbst befragt: die Kirchenaufsichten, den Küster, die Pfarrsekretärin, die Nachbarn und auch die Besucher in der Kirche. St. Aposteln hat sehr viele regelmäßige Kirchgänger, die mittags eine bestimmte Zeit dort verbringen. Und so konnten wir den Tatzeitpunkt sehr genau eingrenzen und wissen nun, dass es zwischen 13 und 14 Uhr passiert sein muss. Falls jemand etwas gesehen hat, bitten wir darum, sich bei uns zu melden.

domradio.de: Die Gemeinde ist betroffen. Spielt Angst auch eine Rolle?

Stefan Weirich: Das erste Bild hat sich bei mir sehr stark eingeprägt. Ich bin zur Kirche gekommen und vor dem Eingang kam mir eine ältere Dame entgegen, die am Stock ging und bitterlich am weinen war. Sie sagte mir, sie können sich überhaupt nicht vorstellen, dass so etwas in ihrer Kirche passieren konnte. Sie war völlig verängstigt und durcheinander. Ich habe dann noch ein längeres Gespräch mit ihr geführt und merkte, dass sie völlig am Boden zerstört war.  Weil der Diebstahl auch so gewaltsam war.

domradio.de: Der Diebstahl vom Dienstag ist nicht der erste in St. Aposteln. Erst an Ostern hatten Metalldiebe der Kirche Blitzableiter aus der Verankerung gerissen und Gegenstände aus der Sakristei gestohlen.  Welche Konsequenzen ziehen Sie aus den Vorfällen?

Stefan Weirich: Pfarrer Vosen hat das sehr gut auf den Punkt gebracht und sagte: Diese Dinge sind nicht hinzunehmen. Wir haben überlegt, was wir tun können, haben auch die Polizei auch vor längerer Zeit schon um Rat gebeten, weil wir auch in St. Maria in der Kupfergasse Probleme hatten. Und die Polizei hat uns geraten, ein Sicherheitskonzept zu entwickeln und uns auch Hilfe angeboten. Dazu zählt auch, dass man Flyer auslegt, die auffordern, nicht wegzusehen, sondern etwas zu tun, wenn man eine Straftat beobachtet. Die Polizei fordert auch auf, sich zu melden und Anzeige zu erstatten. Ich versuche das mit meiner Arbeit zu unterstützen und in die Kirchengemeinde hineinzuarbeiten. Ich sage den Leuten: Bitte schaut nicht weg, wenn eine Tasche gestohlen wird, schaut nicht weg, wenn sich jemand gewaltsam verhält und eine Sache entwendet. Wir haben jetzt ein Präventionskonzept gemacht. Das geht soweit, dass jetzt die Kirchenaufsichten auch von der Polizei selbst geschult werden. Da hat sich das Kriminalkommissariat Opferschutz und Vorbeugung dazu bereit erklärt. Dafür sind wir sehr dankbar. Und jetzt werden alle vom Küster über den Priester bis zur Pfarrsekretärin geschult. Sie lernen auch, mit Aggressionen umzugehen. Was die Straftaten des Diebstahls und des Vandalismus angeht, da überlegen wir uns Maßnahmen, um später besser aufklären zu können. Da kommt dann auch das sensible Thema Kameraüberwachung ins Spiel, da wird aber sehr breit diskutiert. Einen Kirchenraum mit der Kamera zu überwachen, ist ein sehr heikles Thema.

domradio.de: Werden Sie die Kirche in Zukunft geschlossen halten oder verkürzte Öffnungszeiten anbieten?

Nein, auf keinen Fall. Pfarrer Vosen hat ganz klar entschieden: Die Kirche bleibt offen. Wir werden alles dafür tun, dass Kirche auch in Zukunft ein sicherer Raum ist.

 

Das Interview führte Birgitt Schippers


Jesusfigur herausgebrochen / © Stefan Weirich
Jesusfigur herausgebrochen / © Stefan Weirich

St. Aposteln wurde Opfer von Dieben / © Alexander Foxius (DR)
St. Aposteln wurde Opfer von Dieben / © Alexander Foxius ( DR )
Quelle:
DR