Ex-EKD-Chef Schneider hält Katar für "schwierigen Partner"

"Jetzt ist der Zug abgefahren"

Der frühere Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Chef DFB-Ethikkommission, Nikolaus Schneider, hält einen möglichen Werbevertrag des Deutschen Fußball-Bundes mit Qatar Airways für keine gute Idee.

Greenkeeper im Khalifa International Stadion in Katar / © Peter Kneffel (dpa)
Greenkeeper im Khalifa International Stadion in Katar / © Peter Kneffel ( dpa )

"In den Ethik-Richtlinien des DFB steht einiges zum Thema Menschenrechte und Integrität. Katar ist ein schwieriger Partner", sagte der Theologe in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung" am Donnerstag. Er habe "schon die Vergabe der WM nach Katar für unmöglich gehalten. Nicht nur wegen der Umstände der Vergabe, die ja auch noch nicht aufgeklärt sind", erläuterte der 73-Jährige.

"Teilnahme unter Menschenrechtsaspekten" geht nicht

Schneider war Mitte Juni nach der Wahl der Personalberaterin Irina Kummert zur Vorsitzenden der DFB-Ethikkommission aus dem Gremium zurückgetreten. Er "bedauere - und das meine ich selbstkritisch -, dass wir als alte Ethikkommission nicht mit der DFB-Spitze darüber geredet haben, ob für unsere Nationalmannschaft ein Boykott der WM angebracht ist. Jetzt ist der Zug abgefahren, aber eigentlich geht eine Teilnahme unter Menschenrechtsaspekten nicht", sagte Schneider.

Katar als Gastgeberland der Weltmeisterschaft 2022 steht wegen der Menschenrechtslage und den Bedingungen für ausländische Arbeiter seit Jahren im Fokus der Öffentlichkeit. Der Sport sei «nicht gut beraten, wenn er sich in finanzielle Abhängigkeit zu Katar, Qatar Airways oder wem auch immer begibt», sagte der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland. Dies gelte für den Fußball-Weltverband FIFA, den FC Bayern München und den DFB.

Wäre ein deutsches Unternehmen besser?

Zuletzt war der DFB dafür kritisiert worden, dass es Gespräche mit Qatar Airways über eine Partnerschaft gegeben haben soll. In einem Interview der "Welt am Sonntag" hatte DFB-Direktor Oliver Bierhoff jedoch angekündigt, mit der Lufthansa über eine Verlängerung des im kommenden Jahr auslaufenden Sponsoren-Vertrages reden zu wollen.

"Der DFB wäre mit einem deutschen Unternehmen gut beraten", sagte der ehemalige Innenminister Thomas de Maizière in dem "SZ"-Interview dazu. Der 67 Jahre alte CDU-Politiker ist Vorsitzender der Ethikkommission im Deutschen Olympischen Sportbund.


Quelle:
dpa