"Am 13. August 1989, genau 28 Jahre nach dem Mauerbau, begann eben jene Berliner Mauer in Budapest ad absurdum geführt zu werden." So schreibt es Joachim Jauer in seiner Chronik zu den Wendejahren "Urbi et gorbi". Warum gerade Budapest? Heute ist es fast vergessen, dass hier der entscheidende Schritt geschah. Tausende DDR-Bürger waren nach ihrem Sommerurlaub im sozialistischen Bruderstaat Ungarn einfach da geblieben. Die westdeutsche Botschaft wusste angesichts der Massen keine Lösung und musste wegen Überfüllung schließen. Da trat die deutsch-Ungarin Csilla von Boeselager, überzeugte Katholikin und Gründerin des ungarischen Maltesercaritasdienstes, auf den Plan. Ihr gelang es, die Flüchtlinge kurzerhand mit der Mithilfe der katholischen Pfarrei vor Ort im Garten der Kirche unterzubringen und zu versorgen. Vier Wochen lang lebten die DDR-Bürger, zu denen täglich mehr dazu kamen, im Garten und in weiteren von den Maltesern organisierten Lagern in Ungarn – bis am 10. September 1989 Ungarn die Grenze für die DDR-Bürger in den Westen öffnete. Der erste Schritt hin zum Mauerfall wenige Wochen später war getan. Nicht nur aufgrund dieser Ereignisse sagt Joachim Jauer heute: "Die Christen waren die Wegbereiter der Wende."
Joachim Jauer im Gespräch mit domradio-Redakteur Martin Korden im August 2014