Johann Metz zum 25. Todestag des Konziltheologen Karl Rahner

Offensive Treue zum Konzil

Karl Rahner war einer der einflussreichsten Theologen des 20. Jahrhunderts. Anlässlich seines Todestages, der sich am Montag zum 25. Mal jährt, erinnert sich Johann Baptist Metz, einst ein Schüler Rahners.

 (DR)

Gewiss, Karl Rahner war wirklich ein Kämpfer, nie laut und nie aufdringlich in seiner Gottesleidenschaft, eher scheu und immer nachdenklich im beharrlichen theologischen Ringen um das Gottesthema in einer vermeintlich geheimnisleeren moderaten Welt.

Schließlich war für ihn der Gott der biblischen und kirchlichen Traditionen nicht nur ein Kirchenthema, sondern ein Menschheitsthema.

Wende der Gottesrede

In seiner anthropologischen Wende der Gottesrede wollte er Theologie und Kirche in eine produktiv-kritische Auseinandersetzung mit dem Geist der Moderne führen, um so den Symptomen einer innerkirchlichen Verzweiflung an der Gottesbegabung des modernen Menschen entgegenzuwirken.

Als Karl Rahner am 30. März 1984 - im Monat seines 80. Geburtstages - starb, galt er vielen als der bedeutendste und einflussreichste katholische Theologe seiner Zeit und als eine gewaltige Inspiration und Herausforderung für seine Kirche.

Tief in der Kirche verwurzelt 

Karl Rahner, der Jesuit, war tief in seiner Kirche verwurzelt. Gewiss, er hat das Antlitz ihrer Theologie verändert. Und doch sind alle im Gedächtnis der Kirche bewahrten Themen da, auch die Engel und die Heiligen, der Ablass und das Fegefeuer usw. Freilich, in Rahners "Schriften zur Theologie" regiert nicht einfach ein klassischer theologischer Themenkanon.

Diese Theologie setzt sich durchaus dem Kanon von modernen Lebensfragen aus, nicht nur den vorsichtig ausgewählten, sondern den unbequemen, aufgedrängten, den oft schrecklich profanen Fragen, von denen er sich bis zur Erschöpfung beanspruchen ließ, weil er den Zweifelnden nicht unter dem Niveau ihrer Zweifel begegnen wollte.

Treue zum Zweiten Vatikanischen Konzil 

Nie hat Karl Rahner seine Kirche nur von außen kritisiert, seine Einsprüche haben immer die Gebärde rettender Kritik. Für die gilt freilich auch: Wer retten will, muss wagen. So ist zum Beispiel Rahners Treue zum Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65), zu dessen Theologie er einen kaum zu überschätzenden Beitrag geleistet hat, eine offensive Treue.

Er sah in diesem Konzil den "Anfang eines Anfangs". Karl Rahner steht für eine ebenso fundierte wie couragierte theologische Ausgestaltung dieses Anfangs - bis heute.

Hinweis: Der Autor, der Münsteraner Fundamentaltheologe und Gründer der neuen Politischen Theologie, Johann Baptist Metz (80), ist einer der bedeutendsten Schüler von Karl Rahner.

Karl Rahner

Karl Rahner (1904-1984) war einer der einflussreichsten Theologen des 20. Jahrhunderts und ein Kämpfer, der nie laut und aufdringlich in seiner Gottesleidenschaft, sondern sich eher scheu und immer nachdenklich im beharrlichen theologischen Ringen um das Gottesthema zeigte. 

In seiner anthropologischen Wende der Gottesrede wollte er Theologie und Kirche in eine produktiv-kritische Auseinandersetzung mit dem Geist der Moderne führen, um so den Symptomen einer innerkirchlichen Verzweiflung an der Gottesbegabung des modernen Menschen entgegenzuwirken.

Theologe Karl Rahner (l.) und Joseph Ratzinger, Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte in Regensburg, auf der Vollversammlung der gemeinsamen Synode der Bistümer der Bundesrepublik Deutschland in Würzburg am 10. Mai 1972. / © Ernst Herb (KNA)
Theologe Karl Rahner (l.) und Joseph Ratzinger, Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte in Regensburg, auf der Vollversammlung der gemeinsamen Synode der Bistümer der Bundesrepublik Deutschland in Würzburg am 10. Mai 1972. / © Ernst Herb ( KNA )
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