Johannes Paul II. war "ihr" Papst. Junge Menschen in Polen und anderswo auf der Welt kannten lange Zeit nur das katholische Leben mit dem ersten Papst aus Polen. Sein Pontifikat (1978-2005) ist das zweitlängste eines Petrus-Nachfolgers überhaupt. Ende Juli kommt der amtierende Papst Franziskus zum Weltjugendtag nach Krakau.
Wie ist es um die Sympathie für ihn im Gastgeberland bestellt - angesichts der großen Beliebtheit von Johannes Paul II. auch elf Jahre nach dessen Tod?
Gedenken an Todestag
Rückblick auf den 2. April 2016: Ein Lichtermeer mitten in Krakau zum Gedenken an den elften Todestag Johannes Pauls II. Vor dem "Papstfenster" der Residenz des Krakauer Erzbischofs stehen mehrere hundert Menschen; junge und alte, manche weinen. An diesem Fenster hatten sich Johannes Paul II. und Benedikt XVI. (2005-2013) bei ihren Krakau-Besuchen immer gezeigt.
Aus der Residenz kommt an diesem April-Abend zur Todesstunde Johannes Pauls II. Kardinal Stanislaw Dziwisz, Erzbischof von Krakau und langjähriger Sekretär des polnischen Papstes. Der Kardinal gesellt sich für eine Weile zu der Menge, betet mit den Menschen und kommt mit einigen ins Gespräch.
Am Vormittag hat er vor Journalisten bilanziert: "Ich habe sehr lange Zeit mit Papst Johannes Paul II. verbracht: insgesamt 39 Jahre, davon 12 in Krakau und 27 im Vatikan." Und dann sagte er noch das, was man häufig in Polen hört, auch von jungen Leuten: "Er war einer der bedeutendsten Personen in Polen."
Symbol für ein freies Polen
Dieser Meinung sind auch Erwin Grat (22) und Paulina Stachyka (24), die sich am "Papstfenster" zu der betenden Menge gestellt haben. Johannes Paul II. sei während des Kommunismus ein Symbol für ein freies Polen gewesen, sagen sie. Der Papst habe maßgeblich zum Sturz des Kommunismus beigetragen.
Dass der Papst viel für das polnische Volk getan habe, meint auch der 28 Jahre alte Karol. Seine Mutter habe ihn wegen Karol Wojtyla - so der bürgerliche Name von Johannes Paul II. - so genannt. Zudem habe Johannes Paul II. die Menschen weltweit miteinander verbunden. Und Franziskus? Natürlich sei es nicht dasselbe wie mit einem polnischen Papst, sagt Karol. Aber auch Franziskus sei "wirklich gut" und wolle viel verändern.
Von Franziskus' Beliebtheit spricht auch Patrycja Kwapik, Kolping-Jugendreferentin für Europa. "Er ist spontan und hat große Lebensfreude." Die polnische Gesellschaft sei offen für jeden Papst. Allerdings sei es manchmal schwierig für Menschen, die über lange Zeit nur Johannes Paul II. als Kirchenoberhaupt kannten.
Johannes-Paul-Zentrum in Krakau
Der starb am 2. April 2005 nach langer Krankheit und unter weltweiter Anteilnahme; Franziskus sprach ihn am 27. April 2014 heilig. Ein bedeutender Ort der Papstverehrung ist das Johannes-Paul-Zentrum in Krakau; ein Ort des Gebetes, Erinnerns und Gedankenaustauschs. In der Nachbarschaft steht das sogenannte Sanktuarium der Barmherzigkeit.
Die neue Basilika dieses Heiligtums hat Johannes Paul II. 2002 noch selbst geweiht. Schätzungen zufolge kommen pro Jahr rund zwei Millionen Pilger aus aller Welt zu dem Heiligtum, zu dem auch eine Kapelle gehört. Zwei Jahre zuvor hatte Johannes Paul II. den "Tag der Göttlichen Barmherzigkeit" eingeführt. Das Thema ist beiden Päpsten gemein: Franziskus hat nicht nur ein Heiliges Jahr mit dem Schwerpunkt Barmherzigkeit ausgerufen; er wird auch nicht müde, bei verschiedenen Gelegenheiten die Bedeutung von Barmherzigkeit zu betonen.
Trotz der Verehrung für Johannes Paul II. ist Franziskus beim Weltjugendtag vom 26. bis 31. Juli ein begeisterter und warmer Empfang sicher. Die Abschlussmesse findet allerdings aus Platzgründen außerhalb Krakaus statt. Erwartet werden bis zu zwei Millionen Menschen.