Journalist Erbacher über soziale Medien als Synoden-Informationsquelle

"Viele Bischöfe twittern"

Bei der Bischofssynode gibt es offizielle Pressekonferenzen, sonst dringen kaum Informationen nach Außen. Doch so mancher Bischof nutzt für Stimmungsberichte die sozialen Medien, wie ZDF-Redakteur Jürgen Erbacher domradio.de erklärte.

Der Saal ist voll bei der Bischofssynode / © Cristian Gennari (KNA)
Der Saal ist voll bei der Bischofssynode / © Cristian Gennari ( KNA )

domradio.de: Wie viele der 270 Bischöfe haben Sie denn auf dem Twitter-Radar?

Jürgen Erbacher: Die Gesamtzahl ist schwierig zu benennen, denn man hat nicht genügend Zeit, um alle zu scannen und zu schauen, wer sich denn gerade wie und in welcher Form äußert. Aber es ist schon interessant zu sehen, dass Bischöfe aus aller Welt beispielsweise bei Twitter unterwegs sind. Darunter sind sehr viele US-Amerikaner, aber auch der Erzbischof von Sao Paulo, Kardinal Napier aus Südafrika oder Kardinal Tagle aus Asien. Man hat da fast alle Kontinente in den sozialen Medien versammelt und muss immer wieder schauen, was die so von sich geben. Manche haben eine Art Video-Tagebuch wie der Erzbischof von Chicago, wo man jeden Tag ein rund vierminütiges Statement bekommt, das man sich dann anhören kann. Das bedeutet aber auch, viel Zeit zu investieren, um die wichtigsten Meldungen auf Twitter, Facebook und Co. mitzubekommen.

domradio.de: Haben Sie denn über diese Kanäle tatsächlich schon etwas Exklusives von der Synode erfahren können oder sind die Wortmeldungen doch eher nur ein Lebenszeichen?

Jürgen Erbacher: Es ist beides. Sind ganz viele Aufforderungen zum Gebet für die Synode dabei. Es gibt ebenso viele Stimmungsberichte, die zum Beispiel thematisieren, dass man jetzt in eine schwierige Phase kommt. Schon interessant ist es, wenn der ein oder andere einen Link zu seinem Statement, das er in der Synode gehalten hat, twittert. Über die offiziellen Kanäle erhalten wir Journalisten ja nicht die Inhalte der Statements, die die einzelnen Teilnehmer in der Synodenaula halten. Der Papst möchte, dass das ein geschützter Raum bleibt und alle frei sprechen können. Das erschwert natürlich unsere journalistische Arbeit. Da ist es spannend, wenn der ein oder andere auf einen Tweet hinweist, in dem er auf die Veröffentlichung des Statements auf der Homepage des eigenen Bistums aufmerksam macht. Man bekommt dadurch kein repräsentatives Bild von der Synode, denn jedem ist es ja freigestellt, seinen Inhalt zu veröffentlichen. Aber man bekommt wenigstens einen kleinen Eindruck und kann gegenchecken, was über die offiziellen Berichterstatter des Vatikans bei den Briefings gesagt wird. Hier kann man vergleichen, ob das zusammenpasst oder ob es vielleicht Differenzen gibt. 

domradio.de: Gibt es denn unter den Bischöfen jemanden, der besonders auskunftsfreudig ist?

Jürgen Erbacher: Es wurde ja am Anfang zu den Synodenvätern gesagt, keine Inhalte aus den Diskussionen, dem Plenum oder aus den Sprachgruppen nach Außen zu tragen. Daran halten sich die meisten. Ein Jesuit aus Italien, Pater Spadaro, der Chefradakteur der italienischen Jesuitenzeitschrift, traut sich, hin und wieder ganz leicht Inhalte mitzutwittern, die in den Diskussionen benannt wurden. Bei dem lohnt es sich, vorbeizuschauen. Für mich ist es auch interessant zuschauen, was die Kollegen machen, die sich schwerpunktmäßig mit dem Vatikan beschäftigen, also den italienischen Medien. Denn die wiederum twittern, dass sie mit dem ein oder anderen gesprochen haben und man bekommt auf diese Weise Tipps, wo sich interessante Dinge im Netz verstecken und wo man weitere Informationen bekommen kann.

Das Interview führte Daniel Hauser


Quelle:
DR